Insgesamt sind bisher 16 verschiedene, natürlich vorkommende fettlösliche Stoffe bekannt, die unter dem Sammelbegriff Vitamin E zusammengefasst werden.
Die wichtigste Aufgabe dieser Vitaminklasse ist es, mehrfach ungesättigte Fettsäuren der Zellmembranen vor einer Oxidation schützen. Schließlich zeichnen sich ungesättigte Fettsäuren durch ihre leicht zu lösenden Doppelbindungen aus, die beispielsweise ein häufiger Angriffspunkt freier Radikale sind.
Diese gefährlichen Radikale können durch Sonneneinstrahlung und Zigarettenrauch, aber auch durch bestimmte Giftstoffe in den Nahrungsmitteln und unerwünschte Stoffwechselreaktionen entstehen. Um die Membranlipide vor der Zerstörung zu schützen, reagiert Vitamin E selber mit den freien Radikalen, die durch ihr ungepaartes Elektron besonders angriffslustig sind.
Diese Reaktion führt wiederum dazu, dass nun das Vitamin E selber zu einem Radikal wird, das aber – aufgrund seiner Struktur – extrem reaktionsträge ist. So wird das Vitamin E selber den Lipiden nicht gefährlich. Eine weitere durch Enzyme gesteuerte Reaktion sorgt nun dafür, dass das Vitamin-E-Radikal weiter umgewandelt wird.
Tocotrienole: Effiziente Radikalfänger mit ungesättigten Seitenketten
Vier der Substanzen, die zur Stoffklasse des Vitamin E zählen, sind die so genannten Tocotrienole. Sie unterscheiden sich von den anderen Formen dadurch, dass ihre, an einem Kohlenstoffring anschließende Seitenkette dreifach ungesättigt ist.
Dies hat ihnen auch den treffenden Namen T3 eingebracht. Durch diese dreifach ungesättigte Seitenkette sind die Tocotrienole wesentlich aktiver als die anderen Mitglieder der für den Menschen lebensnotwendigen Stoffklasse.
Wissenschaftler vermuten, dass die ungesättigten Fettsäuren der Tocotrienole drei entscheidende Vorteile haben, die sie als Radikalfänger so effizient machen:
- Die Tocotrienole werden hierdurch viel gleichmäßiger in den Membranen der Zellen verteilt als die anderen Mitglieder des Vitamin E.
- Sie sind außerdem sehr fest in die Membranschichten eingebaut, so dass ein direkter Kontakt mit freien Lipid-Radikalen leicht möglich ist.
- Am entscheidendsten ist aber sicherlich, dass eine viel schnellere Reaktivierung möglich ist, da im Bedarfsfall die Doppelbindungen rasch aufgelöst werden können (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1649783).
Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass Tocotrienole etwa 40- bis 60-mal besser vor einer Membranzerstörung schützen als andere Stoffe aus der Klasse des Vitamin E. Leider werden die Tocotrienole allerdings wesentlich schlechter von unserem Körper genutzt, wenn wir sie mit der Nahrung aufnehmen (nur etwa 30 Prozent von der Menge, die unserem Körper beispielsweise vom Tocopherol bei oraler Aufnahme zur Verfügung steht).
Außerdem werden die Tocotrienole viel schneller wieder aus dem Körper ausgeschieden. Über die Haut hingegen können Tocotrienole einfacher aufgenommen werden als die anderen Formen des Vitamin E (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11160563).
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Tocotrienole wirken entzündungshemmend und cholesterinsenkend
Tocotrienole sind nicht nur wegen ihrer antioxidativen Eigenschaften sehr geschätzt. An Zellkulturen und in Tierversuchen konnten weitere positive Wirkungen aufgezeigt werden, die möglicherweise auch im menschlichen Organismus so zutreffen. Andere Formen des Vitamin E zeigen diese Funktionen teilweise gar nicht, teilweise in sehr abgeschwächter Form.
Tocotrienole hemmen körpereigene Substanzen, die Entzündungsreaktionen in unserem Organismus einleiten oder erhalten. So wird in menschlichen Zellkulturen vor allem die Aktivität der Zytokine, die für heftige Entzündungsreaktionen verantwortlich gemacht werden, durch Tocotrienole herabgesetzt. (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18481320).
Da die Tocotrienole ein Enzym der Leber hemmen, das für die Produktion von Cholesterin zuständig ist, erniedrigen sie deutlich diesen Blutwert. Dies zeigen Untersuchungen an Schweinen, die an Hypercholesterinämie leiden (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2012015).
Eine Placebo-kontrollierte Doppelblindstudie, bei der Probanden hoch konzentriertes Palmöl erhielten, bestätigt das Absenken des Cholesterinspiegels auch bei Menschen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2012010).
Doch nicht nur hierdurch, sondern auch durch die Erniedrigung spezifischer körpereigener Substanzen, die das Thromboserisiko steigern, gilt die regelmäßige Einnahme der Tocotrienole als möglicher Schutzfaktor vor unterschiedlichen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Tocotrienole können möglicherweise vor Krebs schützen. Denn Laboruntersuchungen zeigen, dass sie bei Tumorzellen einen programmierten Zelltod herbeiführen. Dies beweisen verschiedene Untersuchungen an menschlichen Zelllinien und Mausmodellen. Das Vitamin E führt dabei unter anderem zum Absterben von Brust-, Prostata-, Darm- und Lungenkrebszellen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15570054).
Studien zeigen außerdem, dass Tocotrienole möglicherweise sehr wirkungsvoll vor neuronalen Degenerationen und Schädigungen an den Hirnzellen schützen können. Denn diese aktive Form des Vitamin E kann die Blut-Hirn-Schranke durchdringen und vor Ort unterschiedliche Gifte abfangen (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20823491).
So sorgen die Tocotrienole beispielsweise dafür, dass der bei Stress ausgeschüttete Botenstoff Glutamat den Neuronen nicht schaden kann, so wie dies etwa bei Alzheimer der Fall ist.
Vorkommen der Tocotrienole
Tocotrienole sind im Pflanzenreich weit verbreitet, wobei sie meistens gemeinsam mit anderen Vitamin E-Formen gemeinsam vorkommen. Besonders reich an Tocotrienolen sind pflanzliche Öle, vor allem Palm- und Reiskeimöl. Auch Weizenkeim- und Gerstenöl enthalten verhältnismäßig viele dieser natürlichen Antioxidantien.
Nahrungsergänzungsmittel, deren Kapseln natürliches Palm- oder Reiskeimöl enthalten, sind zur Unterstützung des Vitaminhaushalts ebenso beliebt wie Kosmetika und Salben, die mit gesunden Tocotrienolen angereichert sind.
Überdosierung und Nebenwirkung der Tocotrienole
Im Gegensatz zu den anderen fettlöslichen Vitaminen, reichert sich Vitamin E nicht im Fettgewebe an. Da die Tocotrienole bereits nach kurzer Zeit über Leber und Niere ausgeschieden werden, ist die regelmäßige hochdosierte Einnahme demnach unproblematisch.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) benennt die täglich tolerierbare Grenze für gesunde Erwachsene ohne jegliche Gesundheitsrisiken mit etwa 300 Milligramm (für Vitamin E insgesamt). Bei Kindern hat sich eine Vitamin E-Menge von 25 Milligramm je Kilogramm Körpergewicht und Tag als völlig ungefährlich herausgestellt.
Drei in wissenschaftlichen Kreisen sehr umstrittene Meta-Analysen haben dagegen herausgefunden, dass eine regelmäßige hohe Dosierung von synthetisch hergestelltem Vitamin E zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate führen kann. Dies wurde allerdings nicht an den leicht abbaubaren Tocotrienolen, sondern bei einer alleinigen Gabe einer stabileren Form des Vitamin E (alpha-Tocopherol) untersucht (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15537682).
Kritiker gehen davon aus, dass in diesem Fall das alpha-Tocopherol durch die hohe Dosierung die anderen Formen des Vitamin E verdrängt, wodurch beispielsweise die Tocotrienole dem Körper nicht mehr für ihre spezifischen Aufgaben zur Verfügung stehen können (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18756398).
Forscher empfehlen daher, auf jeden Fall die Tocotrienole immer im natürlichen Verband mit den anderen Formen des Vitamin E einzunehmen, etwa mit Auszügen aus Palm- oder Reiskeimöl.
Da sich die positiven Eigenschaften der Tocotrienole in den Forschungsreihen außerdem bereits bei Konzentrationen von 80 bis 200 Milligramm einstellen, ist eine höhere Dosierung überhaupt nicht nötig.
Bei Nahrungsergänzungsmitteln und Kosmetika, die eine natürliche Mischung verschiedener Tocotrienole und anderer Formen des Vitamin E enthalten, sind bisher bei empfohlener Dosierung keinerlei Nebenwirkungen bekannt.
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Beitragsbild: 123rf.com – Oleksandr Farion