Threonin ist eine essenzielle Aminosäure, die eine zentrale Rolle für die Stabilität von Bindegewebe, die Immunabwehr und den Stoffwechsel spielt. Besonders in der Wundheilung, beim Aufbau von Antikörpern und der Prävention einer Fettleber zeigt sie ihre Wirkung. Einige Forscher sehen zudem Potenzial für den Einsatz bei neurologischen Erkrankungen.
Was ist Threonin?
L-Threonin (Thr oder T, Summenformel C4H9NO3) gehört zu den essenziellen Aminosäuren, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Sie wurde als letzte der 20 proteinogenen Aminosäuren in den 1930er Jahren von William Cumming Rose entdeckt, als Forscher versuchten, Mangelerscheinungen bei Ratten zu erklären.
Threonin ist ein Hauptbestandteil von Kollagen, Elastin und Muskelproteinen. Zudem spielt es eine wichtige Rolle in Muzinen, den schützenden Schleimstoffen in Magen und Darm. Auch die Steuerung von Stoffwechselprozessen ist eng mit dieser Aminosäure verbunden.
Funktionen von Threonin im Körper
Bindegewebe, Haut und Knochen
Threonin ist ein wichtiger Bestandteil des Kollagens, das für die Stabilität von Sehnen, Bändern, Knorpeln und Knochen sorgt. Auch für die Regeneration von Haut und Schleimhäuten ist die Aminosäure unerlässlich.
Schutz von Magen und Darm
Threonin ist essenziell für die Bildung von Muzinen, die als Schleimstoffe die Darmschleimhaut und die Magenschleimhaut vor Säure und Giftstoffen schützen.
Immunsystem und Antikörperbildung
Threonin ist in großen Mengen in Immunglobulinen (Antikörpern) enthalten. Ohne diese Proteine wäre eine effektive Abwehr von Krankheitserregern nicht möglich.
(Mellis & Baenziger, 1983, Journal of Biological Chemistry).
Enzymaktivierung und Stoffwechsel
Viele Enzyme enthalten Threonin, das über Phosphorylierung aktiviert oder deaktiviert wird. So steuert es zahlreiche Stoffwechselprozesse.
Unterstützung der Lebergesundheit
Threonin ist an der Entgiftung und dem Harnsäurestoffwechsel beteiligt. Es verhindert die Ansammlung von Fett in der Leber, was es für Menschen mit Fettlebererkrankung besonders wertvoll macht.
Bedarf und Vorkommen von Threonin
Der Tagesbedarf an Threonin beträgt 15 mg pro kg Körpergewicht. Besonders hoch ist der Bedarf bei:
- Kindern (bis zu zehnfach höher)
- Schwangeren und Stillenden
- Schweren Erkrankungen und Wundheilung
- Leistungssport und Muskelaufbau
Threoninreiche Lebensmittel (pro 100 g):
- Milchprodukte (Käse, Joghurt, Quark): 800–1.200 mg
- Eier: 900 mg
- Fleisch (Huhn, Rind, Schwein, Fisch): 1.000–1.400 mg
- Hülsenfrüchte (Soja, Linsen, Erbsen): 1.200–1.500 mg
- Spirulina und Chlorella: 1.500 mg
Die normgerechte Blutkonzentration von Threonin beträgt 120–400 µmol/l.
Threonin-Mangel – Ursachen und Symptome
Risikofaktoren für Threonin-Mangel:
- Eiweißarme Ernährung (z. B. schlecht geplante vegane oder vegetarische Ernährung)
- Darmschäden und Resorptionsstörungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Leaky-Gut-Syndrom)
- Chronischer Stress und übermäßiger Alkohol-/Nikotin-Konsum
- Infektionen oder Autoimmunerkrankungen (erhöhter Antikörperbedarf)
Symptome eines Threonin-Mangels:
- Müdigkeit, Immunschwäche und Infektanfälligkeit
- Langsame Wundheilung
- Gelenkbeschwerden, brüchige Knochen und Karies
- Störungen der Leberfunktion (Fettleber, Entgiftungsprobleme)
- Neurologische Störungen und Muskelkrämpfe
Studie zur Wachstumsstörung durch Threonin-Mangel:
Ein Mangel an Threonin kann zu verzögertem Knochenwachstum führen, wie eine Studie mit Kindern zeigte.
(Smoliar, 1985, Vopr Pitan).
Ein diagnostizierter Mangel kann mit eiweißreicher Ernährung oder Supplementen behoben werden.
Threonin-Überschuss – Gibt es Risiken?
Ein Überschuss durch Nahrung ist unwahrscheinlich, kann jedoch durch hochdosierte Threonin-Supplemente auftreten.
Mögliche Nebenwirkungen einer Überdosierung:
- Erhöhte Harnsäurewerte und Gicht
- Verdauungsbeschwerden (Übelkeit, Durchfall)
- Störungen im Stickstoffhaushalt des Körpers
Besonders problematisch kann dies bei einem Mangel an Vitamin B3 und B6 sein, da dann beim Threonin-Abbau zu viel Harnsäure entsteht.
Threonin und neurologische Erkrankungen
Einige Forscher sehen in Threonin eine mögliche Therapieoption für Multiple Sklerose (MS) und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS).
Studie zu Threonin und ALS/MS:
Einige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Threonin den Neurotransmitterstoffwechsel und die Myelinbildung unterstützt.
(Mellis & Baenziger, 1983, Journal of Biological Chemistry).
Threonin einnehmen – Wann macht eine Supplementation Sinn?
Threonin-Präparate sind als Pulver und Kapseln (500 mg pro Kapsel) erhältlich. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei bis zu 6 g, verteilt auf drei Einzeldosen.
Mögliche Anwendungsgebiete für Threonin-Supplemente:
- Wundheilung und Muskelregeneration
- Immunsystem-Stärkung nach Krankheit oder OP
- Unterstützung der Lebergesundheit (z. B. Fettleber)
- Mögliches Potenzial bei neurologischen Erkrankungen (MS, ALS)
Die Einnahme sollte nicht länger als ein Jahr erfolgen, da Langzeitstudien fehlen. Während der Schwangerschaft ist eine Supplementierung nicht empfohlen, bis gesicherte Daten vorliegen.
Qualitätskriterien beim Kauf:
- EU-zertifizierte Produkte aus Apotheken oder seriösen Online-Händlern
- Angaben zu Inhaltsstoffen und Dosierung auf dem Beipackzettel
Fazit – Wie wichtig ist Threonin?
- Essentiell für Bindegewebe, Muskeln und Knochen
- Schützt die Magenschleimhaut und unterstützt die Lebergesundheit
- Unverzichtbar für das Immunsystem und die Antikörperbildung
- Supplementierung kann bei hohem Bedarf sinnvoll sein
Die meisten Menschen erhalten durch eine ausgewogene Ernährung bereits genügend Threonin. In speziellen Fällen kann eine gezielte Zufuhr jedoch Vorteile bieten.
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Beitragsbild: 123rf.com – ralwel
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 23.03.2022 aktualisiert.