Was ist Theanin?
Theanin ist eine Aminosäure beziehungsweise ein Derivat der Glutaminsäure, die jedoch nicht an der Synthese von humanen (menschlichen) Proteinen beteiligt ist.
Die Substanz ist in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden. Theanin kommt hauptsächlich in grünen und schwarzem Tee (Camellia sinensis) vor. Aber auch einige höhere Pilze enthalten die Substanz.
Theanin wurde als ein Bestandteil von grünem Tee im Jahr 1949 entdeckt. Seit dem Jahr 1964 gilt Theanin in Japan als eine Substanz, die uneingeschränkt in Nahrungsmitteln, eingeschlossen sind hier Schokolade, Erfrischungsgetränke und Tees, eingesetzt werden kann. Ausgeschlossen sind allerdings Nahrungsmittel für Kleinkinder.
In den USA beurteilt die FDA (Food and Drug Administration) Theanin als eine allgemein anerkannt sichere Substanz (GRAS = generally recognized as safe).
Tee, Theanin und die Wissenschaft
In der Wissenschaft besteht immer die Tendenz, mit Konzentrationen von Substanzen zu arbeiten, die weit über dem normalen Maß beziehungsweise den üblich gebräuchlichen Konzentrationen liegen. Von daher sind die Arbeiten zum Theanin meist mit „Super-Konzentrationen“ vorgenommen worden, die eine Übertragung auf alltägliche Verhältnisse in Frage stellen.
Wenn dann noch an Mäusen und Hamstern experimentiert wurde, spätestens dann wird vielerorts die Übertragbarkeit auf den Menschen in Zweifel gezogen. Aber ausgerechnet eine Arbeit von Unilever konnte zeigen, dass geringere Konzentrationen von Theanin, die denen einer Tasse Tee entsprachen, die alpha-Wellen im Gehirn verändern konnten. Dies wurde durch EEG-Aufnahmen dokumentiert. Alpha-Wellen werden mit einem entspannten Wachzustand assoziiert.
Gehirnaktivität durch Theanin
Die Autoren bemerken in dieser Veröffentlichung, dass die ersten Hinweise auf eine Beeinflussung der Aktivität im Gehirn durch Theanin schon im Jahr 1999 mittels EEG-Kontrollen beobachtet worden waren (Juneja et al. Trends in Food Science & Tech 1999;10;199-204).
Theanin erhöht signifikant die Aktivitäten der alpha-Wellen, was auf ein Relaxieren des Gemüts hinweist, ohne dass eine gleichzeitige Benommenheit vorliegt.
Dieser Effekt wurde allerdings nur in höheren Dosen beobachtet, die die Mengen einer Tasse Tee deutlich überschritten. Von daher versuchten die Autoren der vorliegenden Arbeit die Effekte von täglich eingenommenen Dosierungen zu überprüfen auf Wirksamkeit und Verträglichkeit von Theanin. Dazu wurde ein EEG bei jungen und gesunden Probanden zu Beginn, nach 45, 60, 75, 90 und 105 Minuten nach der Einnahme von 50 Milligramm Theanin. Eine Kontrollgruppe mit 19 Probanden erhielt zu den gegebenen Zeitpunkten ein Plazebo. Die Größe der Verumgruppe betrug 16 Probanden.
Unter Ruhebedingungen war die Zunahme der alpha-Wellen deutlich höher in der Verumgruppe als in der Plazebogruppe. In einem zweiten Durchlauf der Studie befanden sich die Probanden in einer passiven Aktivität. Auch hier wurden deutlich erhöhte alpha-Wellen beobachtet. Daraus schlossen die Autoren, dass Theanin auch unter alltäglichen, realistischen Dosierungen einen signifikanten Effekt auf die allgemeine mentale Aufmerksamkeit und Arousal hat. Darüber hinaus ist bekannt, dass die alpha-Aktivitäten eine wichtige Rolle bei kritischen Aspekten der Aufmerksamkeit spielen. Von daher sollten weitere Forschungsbemühungen auf das Verstehen der Effekte von Theanin fokussiert werden, die mit Aufmerksamkeitsprozessen zu tun haben.
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Stress
Eine neuere Arbeit zeigt bei Mäusen einen stresslösenden beziehungsweise -blockierenden Effekt des Theanins:
Tamano et al.
Graduate School of Pharmaceutical Sciences, University of Shizuoka, Global COE, Japan.
„Preventive effect of theanine intake on stress-induced impairments of hippocamapal long-term potentiation and recognition memory.“
Brain Res Bull. 2013 Feb 28;95C:1-6. doi: 10.1016/j.brainresbull.2013.02.005
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23458739
In dieser Arbeit wurden junge Ratten nach Beendigung der Stillphase drei Wochen lang mit Wasser versorgt, welches mit 0,3 Prozent Theanin angereichert worden war. Danach wurden sie einem Stresstest ausgesetzt. Es zeigte sich, dass nach dem Stresstest die Verumgruppe signifikant geringere Cortisolspiegel aufwies als eine vergleichbare Plazebogruppe. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Ratten der Verumgruppe weniger Stress ausgesetzt waren als ihre „Kollegen“ aus der Plazebogruppe.
Es zeigte sich auch, dass die Wahrnehmungsfähigkeit der Ratten unter Stress deutlich schlechter in der Plazebogruppe ausfiel als in der Verumgruppe. Die Autoren schlossen daraus, dass Theanin in der Lage ist, Stresssituationen zu entschärfen und die allgemeine Wahrnehmungsfähigkeit in Stresssituationen zu verbessern. Die verringerte Cortisolproduktion nach Theaninkonsum könnte hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit an dem präventiven Effekt beteiligt sein.
Anti-Stress
Ein Jahr zuvor wurde eine „Anti-Stress-Studie“ mit humanen Probanden veröffentlicht:
Yoto et al.
Laboratory of Nutritional Biochemistry, School of Food and Nutritional Sciences, University of Shizuoka, 52-1 Yada, Suruga-ku, Shizuoka 422-8526, Japan.
„Effects of L-theanine or caffeine intake on changes in blood pressure under physical and psychological stresses.“
J Physiol Anthropol. 2012 Oct 29;31:28. doi: 10.1186/1880-6805-31-28.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23107346
Zu Beginn dieser Veröffentlichung erfahren wir, dass Theanin in der Lage ist, im Gehirn L-Glutaminsäure am Glutamatrezeptor zu blockieren. Dadurch kommt es zu einer Blockierung der Erregung der Neuronen im Cortexbereich (Hirnrinde). Theanin und Koffein im grünen Tee sind bekannt für die nützlichen Effekte auf Wahrnehmung und Gemüt.
In dieser Arbeit untersuchten die Autoren den Effekt von oral verabreichtem Theanin auf die mentale Leistungsfähigkeit und physiologische Aktivität unter dem Einfluss von physischem und psychischem Stress beim Menschen. Dabei wurden vierzehn Teilnehmer drei unabhängigen Tests ausgesetzt, die unter dem Einfluss von oralem Theanin plus Plazebo, Koffein plus Plazebo oder nur Plazebo durchgeführt wurden.
Resultat: Hier zeigte sich, dass nach der Bewältigung von mentalen Testaufgaben unter Theanin es zu einem signifikant geringerem Blutdruckanstieg in der Gruppe kam, die unter gewöhnlichen Umständen bei solchen Aufgabe mit einem besonders starken Blutdruckanstieg reagieren. Koffein zeigte ebenfalls ähnliche Effekte wie Theanin, jedoch nicht so ausgeprägt. Bei der Erstellung eines Gemütsprofils stellte sich heraus, dass nach der Bewältigung der mentalen Testaufgaben unter Theanin die Werte für Angst und Anspannung signifikant geringer ausfielen als bei der Plazebogabe. Die Autoren schlossen daraus, dass Theanin nicht nur Angstzustände reduzieren hilft, sondern ebenfalls Blutdruckanstiege bei stressempfindlichen Menschen vermindern kann.
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Entgiftung
In eine ganz andere Richtung „schießt“ eine Studie aus dem Jahr 2008:
Cho et al.
Department of Biotechnology BK21 Program, Chosun University, Gwangju, Republic of Korea.
„Protective effect of the green tea component, L-theanine on environmental toxins-induced neuronal cell death.“
Neurotoxicology. 2008 Jul;29(4):656-62. doi: 10.1016/j.neuro.2008.03.004
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18452993
In dieser Arbeit wird die entgiftende Wirksamkeit von Theanin untersucht. Hier stehen eine Reihe von Umweltgiften im Vordergrund, die im Verdacht stehen, maßgeblich an der Entstehung von Parkinson beteiligt zu sein. Hier spielen die Substanzen eine bedeutsame Rolle, die oxidativen Stress (freie Radikale) erzeugen, die die Neuronen im Gehirn zerstören.
Die Autoren bemerken, dass Theanin dafür bekannt ist, dass es einen starken anti-ischämischen Effekt ausübt. Die Autoren experimentierten hier mit Zellkulturen, die sie mit Nervengiften behandelten. Diese „Behandlung“ endete in einer Auslösung einer Apoptose (natürlicher Zelltod) der Nervenzellen und deren Untergang. Eine Vorbehandlung mit Theanin jedoch verhinderte in vielen Fällen einen Untergang der Nervenzellen. Damit konnten die Autoren zeigen, dass Theanin einen direkten Schutz gegen Nervengifte bietet, die für die Entwicklung von Parkinson verantwortlich sind.
Immunsystem
Aber auch im Hinblick auf das Immunsystem des Menschen (beziehungsweise von Labormäusen) hat Theanin einiges zu bieten:
Takagi et al.
Division of Virology, Department of Infectious Diseases, Osaka Prefectural Institute of Public Health, Osaka 537-0025, Japan.
„Combined administration of (L)-cystine and (L)-theanine enhances immune functions and protects against influenza virus infection in aged mice.“
J Vet Med Sci. 2010 Feb;72(2):157-65.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19940390
Die Autoren der Studie berichten, dass das zelluläre und humorale Immunsystem mit zunehmendem Alter zu schwächeln beginnt. Ebenso nehmen die intrazellulären Konzentrationen an Glutathion (GSH) altersbedingt ab. Zuvor konnten die Autoren feststellen, dass eine kombinierte Gabe von Cystein und Theanin die antigenspezifische Produktion von Immunglobulin G verbessert, was teilweise auf der Erhöhung von GSH-Konzentrationen und T-Helferzellen beruht. Diese Beobachtungen machten die Autoren bei 12 Wochen alten Mäusen. In der vorliegenden Arbeit untersuchten die Autoren den Einfluss von Cystein und Theanin auf die Antigenproduktion und Virusinfektion bei gealterten Mäusen.
Die Autoren beobachteten bei der kombinierten Gabe der beiden Aminosäuren über einen Zeitraum von 14 Tagen eine signifikante Verbesserung der antigenspezifischen Immunglobuline M und G bei 24 Monate alten Mäusen.
Darüber hinaus zeigten 13 Monate alte Mäuse bei einer oralen Gabe der beiden Aminosäuren über 10 Tage einen signifikant erniedrigten Titer an Viren in der Lunge im Vergleich zu Kontrollen nach einer Influenzainfektion nach 6 Tagen. Zusätzlich verhinderte die Kombination einen Gewichtsverlust der erkrankten Tiere.
Eine Verbesserung der anti-influenzaviralen IgG Antikörper durch Cystein und Theanin zeigte sich 10 Tage nach der Infektion. Daher schlossen die Autoren, dass die kombinierte Gabe von Cystein und Theanin die Immunfunktion und die Synthese von GSH verbessert, die unter anderen Bedingungen im Alter abnehmen.
Fazit
Mit Theanin scheinen wir wieder einmal einen natürlichen „Tausendsassa“ in Sachen Gesundheit und deren Prophylaxe zu haben mit einem breitem Spektrum an positiven Wirkungen. Vor diesem Hintergrund scheint die „Risikobewertung“ des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) nicht wirklich verständlich, welches pharmakologische Reaktionen (= „Nebenwirkungen“) befürchtet.
Im Jahr 2003 verweigerte das BfR die Zustimmung zu einer Zugabe von isoliertem Theanin zu einer Reihe von Getränken. Der Grund dafür war die angebliche Sorge, dass niemand in der Lage sei, die wirklichen Mengen an Theanin beim regelmäßigen Teetrinken zu ermitteln. Aber wieder einmal wurde bei der natürlichen Form der Gesundheitsprophylaxe Kosten und Aufwand gescheut, um wesentliche Fragen zu klären.
Dafür wurde Deutschland wieder einmal vor dem Theanin-Verderben durch ein Verbot gerettet. Die Pharmaindustrie wird zufrieden mit dem Kopf genickt haben, schätze ich.
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Beitragsbild: 123rf.com – Ian Allenden