Taurin ist eine organische Schwefelverbindung, die der Körper bei guter Ernährung selber produzieren kann. Die Funktionen der Substanz sind im Stoffwechsel vielfältig und durchaus lebenswichtig. Der Organismus braucht Taurin für das Immun- und Nervensystems, die Augen, die Leber, Nieren sowie für das Herz. Die Entgiftung und der Mineralstoffwechsel sind ebenfalls auf Taurin angewiesen.
Medizinische Bedeutung hat Taurin für die Unterstützung der Entwicklung von Säuglingen, deren Stoffwechsel die „2-Aminoethansulfon-Säure“ noch nicht synthetisieren kann. Daneben kommt die Supplementierung auch bei Mangelständen des erwachsenen Menschen zum Einsatz. Noch nicht umfassend durchgesetzt haben sich die Behandlungsmöglichkeiten bei diversen Erkrankungen.
Taurin wird als Nahrungsergänzungsmittel angeboten und soll zur allgemeinen Kräftigung beitragen. Sogenannte „Energy-Drinks“ enthalten die Schwefelverbindung, weil sie angeblich die Wirkung des Coffeins verstärkt. Wissenschaftlich belegt ist das allerdings nicht. Unterstützt werden solche Vermutungen durch die Herkunft des Namens. Taurin ist aus dem griechischen „Tauros“ für „Stier“ abgeleitet. Entgegen vielfach verbreiteter Annahmen wird die Substanz jedoch nicht aus Stierhoden hergestellt.
Eine ausgewogene Ernährung liefert genügend Taurin und auch die Aminosäuren Methionin und Cystein, aus denen der Körper die Schwefelverbindung herstellen kann. Bei eiweißreicher Kost mit Fleisch, Fisch, Milch, Eiern und Hülsenfrüchten sind keine Mangelerscheinungen zu befürchten. Für die Synthese, die überwiegend im Gehirn und der Leber stattfindet, ist Pyridoxin (Vitamin B6) erforderlich.
Netzhaut und Gehirn entwickeln sich unter Taurin-Mangel nur unzureichend
Tier-Experimente an Säugetieren belegen, wie wichtig Taurin für die Ausprägung neuronaler Strukturen ist. Taurin-Mangel führt bei Affen und Katzen zu einer gehemmten Zell-Differenzierung im Gehirn der Föten. Daher kommt es bei den sich entwickelnden Tieren zu Schäden im Kleinhirn und im visuellen Kortex. Eine Ernährung, die gänzlich frei von Taurin ist, hat eine gestörte Ausprägung der Photorezeptoren in der Netzhaut zur Folge: Review: Taurine: A “very essential” amino acid
Taurin schützt viele Organe als Antioxidans
Freie Radikale sind oxidativ wirksame Neben-Produkte im Stoffwechsel. Die aggressiven Eigenschaften können praktisch alle Organe schädigen. Taurin fängt als Antioxidans diese gefährlichen Verbindungen ab. Dadurch verzögert die Schwefelverbindung den programmierten Zelltod. Taurin schützt auf diese Weise vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, diabetischen Nierenschäden, entzündlichen Krankheiten und Netzhautschäden. Die Regeneration schlecht durchbluteter Gefäße kann durch die Schwefelverbindung unterstützt werden.
Der Ansatzpunkt der antioxidativen Wirkung sind offensichtlich die Mitochondrien. Diese „Kraftwerke der Zelle“ und sind für die Bereitstellung von Stoffwechsel-Energie lebenswichtig. In den Organellen entstehen besonders viel freie Radikale, die die Proteine der Atmungsklette zerstören können. So entsteht die mitochondriale Dysfunktion, die durch Taurin verhindert werden kann: Mechanism underlying the antioxidant activity of taurine: prevention of mitochondrial oxidant production
Die protektiven Eigenschaften von Taurin sind auch für das endoplasmatische Retikulum in der Zelle wichtig. In und an den gefalteten Organellen finden die Protein-Fertigstellung und Fettsäure-Synthese statt. Daneben fördert Taurin die Entsorgung von geschädigten Strukturen in der Zelle (Autophagie): Effects and Mechanisms of Taurine as a Therapeutic Agent
Taurin als Neurotransmitter
Ob Taurin als Neurotransmitter wirkt, ist umstritten. Tierversuche weisen darauf hin, dass die Schwefelverbindung an dieselben Rezeptoren bindet wie die Aminosäure Glycin: Electrophysiological analysis of taurine and glycine action on neurons of the midpuppy retina. I. Intracellular recording. Weniger deutlich sind Forschungsergebnisse, denen zufolge Taurin und der Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure (GABA) auf denselben Rezeptor im synaptischen Spalt der Nervenzellverbindung wirken.
Taurin als zellulärer Osmoregulator
Die Taurin-Konzentration ist eine der regulatorischen Stellgrößen, mit der die Zelle ihren Mineral-Haushalt steuert. Ohne diese „Osmoregulation“ würden Zellen entweder schrumpfen (bei zu viel Mineralien im Außen-Milieu) oder platzen (bei zu wenig Mineralien im Außen-Milieu). Parallel zur Steuerung des Salzgehaltes der Zelle schützt Taurin auch vor toxischen Konzentrationen von Calcium: Effects and Mechanisms of Taurine as a Therapeutic Agent
Taurin als Genregulator
Taurin kann Gene „an- und abschalten“. Diese Steuerung der Genfunktion betrifft Genloki, die für den Zell-Zyklus, die Proteinsynthese und den gesamten Eiweißstoffwechsel zuständig sind. Darunter sind auch Gene, die für die Kommunikation der Zellen untereinander wichtig sind: Effects and Mechanisms of Taurine as a Therapeutic Agent
Taurin in der Medizin
Neben der supplementären Anwendung in Säuglingsnahrung, könnte Taurin die Behandlung einer ganzen Reihe von Krankheiten unterstützen. Dies schlagen einige Wissenschaftler vor.
Zu den infrage kommenden Indikationen zählen neurodegenerative Erkrankungen und Abbau-Prozesse in der Netzhaut. Ebenso positive Effekte erhoffen sich die Forscher bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Herzrhythmus-Störungen und Erkrankungen der Skelett-Muskulatur sowie Stoffwechsel-Störungen. Insbesondere Arteriosklerose könnte durch Taurin gelindert werden. Auch die Spätfolgen von Diabetes kann die Schwefelverbindung möglicherweise eindämmen.
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Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno
Dieser Beitrag wurde am 01.03.2022 erstellt.