Broccoli und Kohl stehen in dem Ruf, Wirkstoffe zu enthalten, die eine Prävention gegen Krebserkrankungen ausüben. Eines dieser Wirkstoffe ist Glucobrassicin. Es zählt zu den Senfölglycosiden und dient der Pflanze als Insektenschutzmittel.
Indol-3-Carbinol ist ein direkter Metabolit von Glucobrassicin. Verwandte Substanzen sind andere Indole und Isothiocyanide. Sie gelten als Antioxidantien und natürliche Stimulatoren für Entgiftungsenzyme. Gleichzeitig gibt es für viele Mitglieder dieser Substanzklasse eine Reihe von Belegen, dass sie krebsverhindernde Eigenschaften besitzen.
Indol-3-Carbinol ist eine relativ instabile Substanz. Sie wird im Gastrointestinaltrakt teilweise zu DIM (Diindolymethan) abgebaut. Indol-3-Carbinol und sein Metabolit haben jedoch ein ähnliches Wirkprofil bezüglich Krebserkrankung und Entgiftung des Organismus. Und sie werden in etwa gleich gut resorbiert.
Indol-3-Carbinol und DIM haben einzeln und zusammen ein breites Aktivitätsprofil:
- Allgemeine Wirkungen
Bei beiden Substanzen handelt es sich um Antioxidantien. Es gibt erste Hinweise, dass beide in der Lage sind, HPV-Viren zu inaktivieren, krebserzeugendes Aflatoxin zu hemmen und somit Krebserkrankungen im Ansatz zu stoppen. Chemikalien und andere Toxine im Körper können Dank dieser Substanzen schneller eliminiert werden. - Beide Substanzen haben eine gewisse anti-östrogene Wirksamkeit. Dadurch werden die Krebsformen, die über die Aktivierung der Östrogen-Rezeptoren vermittelt und beschleunigt werden, wie einige Formen von Brustkrebs, durch beide Substanzen in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Sie erreichen dies durch einen „Doppelschlag“. Zum einen „denaturieren“ sie Östrogen zu einer deutlich schwächer wirksamen Form. Zum anderen blockieren sie die Östrogen-Rezeptoren auf den Zellmembranen und erlauben somit keine Aktivierung der Rezeptoren und die damit verbundene Reaktionskaskade im Inneren der Zelle. Es gibt Hinweise, dass dies nicht nur für Brustkrebs, sondern auch für Prostatakrebs von Bedeutung ist.
- DIM ist in der Lage, das p21-Gen zu restaurieren. Die Reaktivierung dieses Gens bewirkt eine Apoptose in der betroffenen Zelle, in diesem Fall der Krebszelle, die durch das Abschalten dieses Gens in der Lage war, zu überleben. Es gibt weiter Hinweise, dass die Angiogenese für die Blutzufuhr der Krebszellen durch die Substanz unterbrochen wird.
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Ein kurzer Blick in die Studienwelt
In dieser Arbeit werden die ersten beiden oben dargestellten Punkte zusammengefasst. Wir erfahren hier, dass Indol-3-Carbinol und DIM anti-oxidative und entgiftende Enzyme aktivieren und über epigenetische Mechanismen die Methylierung von krebserzeugenden Genen modifizieren (Hypermethylierung und das dadurch bedingte Abschalten des Onkogens).
Krebszellen zeichnen sich in der Regel durch einen Mangel an Methylierung aus, bis auf einige wichtige Ausnahmen, wie zum Beispiel das Tumorsuppressor-Gen, dass durch Hypermethylierung zum Verstummen gebracht ist und somit keine Bedrohung für die Krebszellen darstellt. Alle anderen, für die Krebszelle günstigen Gene bleiben dagegen durch den Mangel an Methylierung aktiv. Hier scheinen Indol-3-Carbinol und seine Metaboliten eine für die Krebszelle ungünstige Veränderung im Methylierungsablauf und -intensität zu bewirken.
Es besteht weiterhin die Vermutung, dass Indol-3-Carbinol und Metabolite das NFE2L2-Gen aktivieren. Dieses Gen kodiert einen Transkriptionsfaktor, der anti-oxidativ wirksame Proteine erzeugt. Es handelt sich hier überwiegend um Enzyme, wie zum Beispiel die Glutathion-S-Transferase.
Anti-cancer and cardioprotective effects of indol-3-carbinol in doxorubicin-treated mice.
Doxorubicin ist ein Zytostatikum, das zur Behandlung von Mamma- und Bronchialkarzinomen und Lymphomen eingesetzt wird. Als bedeutendste Nebenwirkungen sind Knochenmarksdepressionen, Nierentoxizität und Kardiotoxizität bekannt. Grund dafür ist auch eine Anreicherung der Substanz in dem Gewebe der Organe, obwohl hier überhaupt kein Bedarf an erhöhten Konzentrationen vorliegt.
Die Untersuchung an Mäusen ergab, dass eine Behandlung mit Doxorubicin oder Indol-3-Carbinol zu einer signifikanten Verkleinerung von Tumoren führte, als Monotherapie als auch in Kombination. Doxorubicin zeigte die bekannten kardiotoxischen Nebenwirkungen, die durch eine zusätzliche Gabe von Indol-3-Carbinol gemildert beziehungsweise verhindert werden konnten.
Indole-3-Carbinol Is a Negative Regulator of Estrogen
Diese etwas ältere (2003) Arbeit belegt den Einfluss von Indol-3-Carbinol auf die Östrogen-Rezeptoren und deren Zusammenhang mit der Entstehung von Brust- und Gebärmutterhalskrebs. Schon zu diesem Zeitpunkt schien festzustehen, dass Indol-3-Carbinol hier einen positiven Effekt ausüben kann. Die Autoren beschreiben, dass Indol-3-Carbinol das Wachstum von östrogenabhängigen Krebszellen zum Stillstand bringen kann, die Rate von Apoptose von Krebszellen erhöht und die Effekte von Östrogen abschwächt.
Die Autoren beobachteten weiter, dass Genistein, ein Isoflavonoid von Soja, in Kombination mit Indol-3-Carbinol zu einer höheren Apoptose-Rate führte und die Ansprechbarkeit der Östrogen-Rezeptoren signifikant herabsetzte.
Indole-3-carbinol and prostate cancer.
Auch in dieser Arbeit konnten ihre Autoren beobachten, dass Indol-3-Carbinol und DIM die Phase I und II Enzyme der physiologischen Entgiftung aktivieren. Ein ausführlicher Überblick zu den Phasen und seinen „Mitspielern“ hier: Die Entgiftung der Leber.
Die Autoren schließen daher, dass die Erhöhung der enzymatischen Aktivitäten zu einer vermehrten und schnelleren Entgiftungsleistung der Leber führt, was im Organismus befindliche krebserzeugende Substanzen weniger Gelegenheit gibt, sich zu entfalten. Sie sahen in eigenen Laborstudien, dass Indol-3-Carbinol in der Lage war, den Zellzyklus von Prostatakrebszellen zu stoppen.
Sie sahen weiterhin, dass Indol-3-Carbinol und DIM eine Reihe von Genen beeinflussen, die entscheidenden Einfluss auf den Zellzyklus, Proliferation, Signalübertragung etc. haben. Indol-3-Carbinol hemmt zudem Akt (Proteinkinase B). Akt (1, 2 und 3) sind drei Enzyme, die Phosphatgruppen auf Proteine übertragen. Die so veränderten Proteine sind Teil eines Signalsystems im Organismus. In Tumorzellen sind diese drei Enzyme überaktiv, weshalb Akt zu den Onkogenen gezählt wird.
Indol-3-Carbinol hemmt ebenfalls NF-kappaB (Nuclear Factor kappa B). bei diesem Faktor handelt es sich um ein Protein, das die Aufgaben eines Transkriptionsfaktors hat. Es aktiviert Gene, die für eine weite Palette an biologischen Funktionen zuständig sind. Es gibt inzwischen über 200 Ziel-Gene, die von diesem Protein gesteuert werden.
Eine unphysiologische Aktivierung von NF-kappaB führt in der Regel zu entzündungsbedingten Erkrankungen. Eine langfristige Blockade dagegen führt zu unangepassten Immunantworten und Wachstumsverzögerungen von ansonsten gesunden Zellen. Wie es aussieht, hemmt Indol-3-Carbinol nur die unphysiologische Aktivierung von NK-kappaB.
Die Autoren beschreiben weiter, dass die Hemmung von NF-kappaB und Akt zu einer Verbesserung der Ansprechbarkeit der Tumorzellen auf Zytostatika führt.
Der Tamoxifen Rivale
Tamoxifen ist ein selektiver Östrogenrezeptormodulator, der bevorzugt gegen Brustkrebs zum Einsatz kommt. Die Substanz bindet an den Östrogenrezeptor auf der Zellmembran und blockiert diesen für den Zugriff von Östrogenderivaten, die teilweise krebserzeugende Wirkprofile besitzen. Dadurch wird die Zelle vor den negativen Wirkungen der Östrogenderivate geschützt.
Da sind zum Beispiel 16-alpha-Hydroxyöstrogen und 4-Hydroxyöstrogen, die beide als krebserzeugende Varianten von Östrogen gelten. Eine andere Variante, die 2-Hydroxy-Form, dagegen hat den komplett gegenteiligen Effekt. Sie schützt vor Tumorbildungen. Indol-3-Carbinol scheint einen Einfluss auf alle Formen zu haben, indem es die krebserzeugenden Varianten abbaut und die Fraktion der schützenden Varianten verstärkt.
Die desaströsen Effekte von 16-alpha-Hydroxyöstrogen sehen so aus, dass eine Aktivierung des Östrogenrezeptors durch die Substanz in der betroffenen Zelle zu einem Abfall der Sauerstoffkonzentrationen führt, die Natriumkonzentrationen ansteigen und die Wachstumsfaktoren und -signale verstärkt werden. Eine solche Entwicklung bereitet dann den Boden für eine „Verwandlung“ der Zelle in eine maligne Form. Indol-3-Carbinol dagegen ist in der Lage, das 16-alpha-Derivat in die 2-Hydroxy-Form umzuwandeln. Durch diesen Mechanismus wird nicht nur die Konzentration an krebserzeugenden Derivaten vermindert, sondern gleichzeitig die Konzentration an schützenden Derivaten erhöht.
Wie bereits erwähnt, Tamoxifen macht etwas sehr ähnliches, indem die Substanz an den Östrogenrezeptor bindet und damit krebserzeugende Varianten vom Rezeptor fernhält. Aber Tamoxifen blockiert nicht nur den Rezeptor, sondern scheint selbst auch östrogenähnliche Wirkung zu haben. Es ist also ein Antagonist und Agonist in „Personalunion“. Wann und wo es agonistisch beziehungsweise antagonistisch wirkt, scheint vom Wirkort beziehungsweise dem Gewebe abzuhängen. Im Brustgewebe zeigt es primär anti-östrogene Wirkung, während im Uterus die agonistische Wirkung dominiert. Daher ist das vermehrte Auftreten von Endometriumkarzinomen unter Tamoxifen eine seiner „berühmteren“ Nebenwirkungen.
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Unter Weichmacher – Eine Belastung die man vermeiden kann habe ich von Weichmachern in Plastikerzeugnissen gesprochen, die aus dem Plastik“gerüst“ in Lebensmittel, Getränke etc. hinaus diffundieren und den Organismus belasten. Ein Teil dieser Weichmacher hat östrogenartige Eigenschaften, was den Verdacht mit sich bringt, dass hier eine Quelle für Brust- und Prostatakrebs gegeben ist.
Es gibt zwar keine Untersuchung, inwieweit Indol-3-Carbinol und seine Metabolite in der Lage sind, die östrogenartigen Weichmacher-Chemikalien so zu metabolisieren, so dass sie ihre Affinität zu den Östrogenrezeptoren verlieren. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit können wir davon ausgehen, dass diese unphysiologischen Substanzen durch das „Ankurbeln“ der Entgiftungsenzyme der Phase I und II deutlich schneller neutralisiert und aus dem Organismus ausgeleitet werden. In diesem Zusammenhang können wir mit gleicher Sicherheit davon ausgehen, dass Tamoxifen keinen Einfluss auf die Eliminierung dieser Chemikalien ausüben kann.
Ich erwähne dies, weil das Wirkprofil von Indol-3-Carbinol und seinen Metaboliten nicht nur einen therapeutischen Charakter hat, der mit dem therapeutischen Charakter von Tamoxifen locker mithalten kann. Indol-3-Carbinol etc. haben darüber hinaus auch einen präventiven Charakter, den ich für Tamoxifen nicht sehe. Das wäre nicht des Aufhebens wert, wenn es nicht da die für mich unverständliche Zusatzindikation in den USA gäbe, Tamoxifen bei Frauen mit erhöhtem Risiko für Brustkrebs als Krebsprophylaxe zu geben: Tamoxifen Information. Noch unverständlicher wird diese Indikationserweiterung, wenn man bedenkt, dass hier eine Substanz prophylaktisch gegeben wird, die im begründeten Verdacht steht, Gebärmutterhalskrebs beziehungsweise Endometriumkarzinomen auszulösen, was in einer Langzeittherapie beziehungsweise -prophylaxe mehr als wahrscheinlich ist.
Für Indol-3-Carbinol und seine Metabolite gibt es, nach meinem Wissen, keine solche offizielle Indikation. Obwohl die Substanz die bessere Wirkung und vor allem das bessere Nebenwirkungsprofil zu haben scheint. Hierzu gibt es von Seiten der FDA und anderen Zulassungsbehörden in anderen Staaten bestenfalls ein Verbot, Heilungsaussagen zum Indol-3-Carbinol und anderen natürlichen Substanzen zu machen.
Fazit
Was die Wirkung und Nebenwirkungen von Indol-3-Carbinol angeht, gibt es aus der Ecke der Wissenschaftler ein mehr als überzeugendes Angebot an positiven Arbeiten zur Effektivität der Substanzen bei Krebs und bei der Verhinderung von Krebserkrankungen. Vergleiche mit etablierten Zytostatika brauchen diese natürlichen Substanzen nicht zu scheuen; vielmehr besteht der Grund für ein Scheuen auf Seiten der pharmazeutischen Substanzen. Dennoch wird Indol-3-Carbinol nur sehr zögernd in das Behandlungskonzept mit aufgenommen.
Unverständlich bei der Flut an positiven Arbeiten. Jede pharmazeutische Substanz mit einem ähnlichen Dokumentationsprofil würde sofort und ohne Zögern zur Zulassung freigegeben. Indol-3-Carbinol dagegen hat den Vorteil, dass es ganz ohne staatliche Erlaubnis und dazugehöriger Zulassung bereits seit Jahrtausenden auf dem Markt ist – unter anderem auf dem Wochenmarkt, in Form von Brokkoli, Kohl, Blumenkohl etc.
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Beitragsbild: 123rf.com – Kateryna Kon