Citrullin ist eine interessante Substanz. Diese soll zum Beispiel gefäßerweiternd wirken und deswegen z.B. auch bei Erektionsproblemen helfen. Im Kraftsport wird die Aminosäure zur Leistungssteigerung eingesetzt. In diesem Beitrag schauen wir uns das mal alles an.
Beginnen wir zuerst mit der Frage:
Was ist Citrullin?
Citrullin (CIT, Summenformel C6H13N3O3) ist eine Aminosäure, die zwar in unserem Organismus (vor allem bei der Entgiftung) eine Rolle spielt, allerdings nur sehr selten in Proteine eingebaut wird. Während jeweils drei Basen unserer Erbsubstanz für eine bestimmte Aminosäure kodieren, gibt es daher auch kein Triplett, das in Citrullin „übersetzt“ wird.
Zu finden ist die Aminosäure dennoch beispielsweise in den Haarbälgen, aber auch im Gerinnungsstoff Fibrin. In die Peptid- oder Proteinketten wird dabei erst Arginin eingebaut, das dann im Nachhinein in Citrullin umgewandelt wird (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/410454).
Citrullin entsteht außerdem als Zwischenprodukt im Harnstoffwechsel, bei dem stickstoffhaltige Verbindungen umgewandelt und über die Niere ausgeschieden werden.
Bei der Synthese von Stickstoffmonoxid (NO), einem unter atmosphärischen Bedingungen gasförmigen und im Körper gelösten Botenstoff unseres Organismus, der für die Blutversorgung der Organe nötig ist, wird ebenfalls auch Citrullin hergestellt. Entdeckt wurde die Aminosäure erstmals in der Schale der Wassermelone, die sehr reich an Citrullin ist.
Citrullin in Lebensmitteln
Citrullin muss nicht unbedingt mit der Nahrung aufgenommen werden. Dennoch ist die Aminosäure in vielen Lebensmittel enthalten. Dazu zählen Obst, Gemüse, besonders Hülsenfrüchte sowie Fleisch und Fisch. Wassermelonen (Citrullus lanatus) sind die reichhaltigste Quelle mit bis zu 300 mg pro 100 g Frischgewicht (Die Pflanze „gab“ dem Citrullin auch seinen Namen).
Citrullin-Überschuss
Freies Citrullin ist im Stoffwechsel nur ein Zwischenprodukt. Im Harnstoffzyklus wird die Aminosäure zu Argininbernsteinsäure umgewandelt. Nur bei Harnstoffzyklus-Defekten kommt es einer Akkumulation von Citrullin.
Bei diesen genetischen Erkrankungen wie beispielsweise der Argininbernsteinsäure-Krankheit funktionieren Enzyme des Harnstoffzyklus nicht oder nur mangelhaft. Diese Citrullinämie erkennt der Arzt an Blut- und Urinwerten.
Das Hauptproblem dabei besteht darin, dass der Endzweck der Ammoniak-Beseitigung nicht erzielt wird. Die Folge sind dann toxische Schäden an der Leber und am Nervensystems.
Patienten mit Harnstoffzyklus-Defekten müssen daher eine stickstoffarme Diät einhalten. Die Ärzte versuchen mit Supplementen von Citrullin und Arginin den Harnstoffzyklus aufrechtzuerhalten und Ammoniak medikamentös aus dem Blut zu entfernen. Trotzdem kann nach jahrzehntelangem Verlauf eine Lebertransplantation erforderlich sein.
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Citrullin-Mangel
Bei anderen Harnstoffzyklus-Defekten kann ein Citrullin-Mangel auftreten. . Anhand des Blutbildes macht sich das bemerkbar mit Serumwerten unterhalb von 60 µmol/l. Dann funktioniert ein Enzym nicht, das der Citrullin-Synthese vorgeschaltet ist. Das ist beim OTC-Mangel (Ornithintranscarbamylase-Mangel) der Fall, bei dem Ornithin nicht in Citrullin umgewandelt werden kann. Auch hier ist der Zyklus unterbrochen und der Körper kann kein oder zu wenig Ammoniak binden und ausschleusen.
Citrullin in Proteinen kann problematisch sein
Patienten, die an der Rheumatoiden Arthritis leiden, bilden Antikörper gegen körpereigenes Citrullin, das sich auf der Oberfläche des Gerinnungsfaktors Fibrin befindet. Das Fibrin wird vor allem bei Entzündungen in den Gelenken vermehrt gebildet, wo es dann zu den schmerzhaften Autoimmunreaktionen kommt.
Warum einige Menschen CCP-Antikörper gegen das Cyclische Citrullinierte Peptid (CCP) bilden, ist nicht genau bekannt. Wahrscheinlich spielen dabei genetische Faktoren ein Rolle. So entdeckten Forscher das Gen PADI4, das bei Rheuma-Patienten gehäuft vorkommt. PADI4 codiert ein Enzym, dass Arginin zu Citrullin transformiert. Sollte das in Proteinen unkontrolliert geschehen, erscheint die Abwehr-Reaktion des Immunsystems naheliegend (https://www.nature.com/articles/ng1206).
Jedenfalls kommen die CCP-Antikörper fast nur bei Patienten mit Rheumatoiden Arthritis vor. Deswegen ist der Nachweis der Antikörper der beste Laborparameter, um die Erkrankung zu erkennen.
Anwendungen von Citrullin
Citrullin gilt als potenzsteigernd, da es die Blutgefäße erweitert und die Libido verbessert (https://agnews.tamu.edu/showstory.php?id=554).
Ebenso wird häufig die positive Wirkung von Citrullin (in Verbindung mit Malat) auf Wachstumshormone und die Insulinausschüttung angepriesen, weshalb es in vielen Nahrungsergänzungsmitteln für Kraftsportler und Bodybuilder angeboten wird.
Es soll dabei eine Leistungssteigerung herbeiführen und den Muskelaufbau positiv beeinflussen. Einer Studie zufolge ist hingegen beim Menschen keiner dieser Effekte durch Citrullin nachweisbar (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17953788).
Citrullin einnehmen
Nahrungsergänzungsmittel mit reinem Citrullin gibt es als Pulver oder in verkapselter Form zu kaufen. Die von den Herstellern empfohlene Einnahmemenge beträgt 3 g täglich. Bei Überdosierung drohen Magen-Darm-Probleme.
Citrullin nicht anwenden sollten Menschen mit Erkrankungen der Leber, der Nieren oder des Herzens, Arthritis, Diabetes und Hypotonie (niedriger Blutdruck). Diäten mit reduziertem Proteingehalt und die Einnahme von Blutverdünnern schließen die Applikation ebenfalls aus. Schwangere und stillende Mütter sollten Citrullin vorsichtshalber nicht einnehmen.
Beim Erwerb von Citrullin-Präparaten sollte man auf Artikel aus vertrauenswürdigen Quellen zurückgreifen. Solche Artikel nach EU-Standards sind in Apotheken und Drogerien erhältlich. Bekannte und daher seriöse Online-Händler sind ebenfalls gute Anbieter. Qualitäts-Produkte zeichnen sich durch detaillierte Angeben auf dem Beipackzettel aus. Billig-Produkte vom grauen Markt weichen davon in der Regel ab.
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