Aminosäuren

Tryptophan – Schlüsselbaustein für Psyche, Schlaf und Immunsystem

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Tryptophan gehört zu den essenziellen Aminosäuren und muss über die Nahrung aufgenommen werden. Es spielt eine zentrale Rolle im Körper, nicht nur als Baustein für Proteine, sondern auch als Ausgangsstoff für das Glückshormon Serotonin und das Schlafhormon Melatonin. Doch der Weg vom Nahrungsprotein zur gewünschten Wirkung ist keineswegs geradlinig.

Wie wird Tryptophan im Körper genutzt?

Tryptophan kann auf zwei Wegen verstoffwechselt werden:

  • Serotonin-Weg: Ein kleiner Teil des aufgenommenen Tryptophans wird in 5-HTP umgewandelt, woraus Serotonin entsteht. Dieses beeinflusst nicht nur die Stimmung, sondern auch das Schmerzempfinden, den Blutdruck und die Darmtätigkeit. Nachts wird Serotonin in Melatonin umgewandelt, das für den Schlafrhythmus essenziell ist.
  • Kynurenin-Weg: Rund 95 Prozent des Tryptophans werden in Kynurenin umgewandelt. Dies kann entweder schützende oder belastende Substanzen hervorbringen. Kynurensäure wirkt entzündungshemmend und schützend für Nervenzellen, während Quinolsäure neurotoxisch sein kann. Ein Teil des Kynurenin-Wegs führt zur Produktion von Vitamin B3, das für den Energiestoffwechsel gebraucht wird.

Eine Übersicht über diese Reaktion zeigt diese Grafik:

Die folgende Grafik veranschaulicht, wie Tryptophan im Körper verarbeitet wird. Gut zu erkennen ist, dass nur ein kleiner Teil für die Serotoninbildung genutzt wird, während der Großteil über den Kynurenin-Weg abgebaut wird. Entscheidend für die Nutzung von Tryptophan sind verschiedene Mikronährstoffe wie Vitamin B6, Zink, Magnesium und Eisen, die als Co-Faktoren für die Umwandlung in 5-HTP und Serotonin dienen. Auch die Verbindung zu anderen Neurotransmittern wie Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin wird hier deutlich. Ein gestörter Stoffwechselweg kann weitreichende Auswirkungen auf Stimmung, Schlaf, Energie und Entzündungsprozesse haben.

Wichtig für Patienten mit chronischen Schmerzen: Wenn Tryptophan vorrangig in den Kynurenin-Weg abfließt, wird weniger Serotonin gebildet. Das kann das Schmerzempfinden erhöhen, die Stimmung verschlechtern und Müdigkeit fördern. Besonders Menschen mit Fibromyalgie, Migräne oder Autoimmunerkrankungen zeigen häufig eine verstärkte Kynurenin-Produktion.

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Was beeinflusst die Tryptophan-Verwertung?

Der Körper entscheidet je nach biochemischer Situation, ob Tryptophan für Serotonin oder Kynurenin genutzt wird. Dabei spielen zwei Enzyme eine Schlüsselrolle:

  • Indolamin-2,3-Dioxygenase (IDO) wird durch Entzündungen, Infektionen oder Darmprobleme aktiviert und lenkt Tryptophan verstärkt in den Kynurenin-Weg.
  • Tryptophan-2,3-Dioxygenase (TDO) wird durch Cortisol und Stresshormone angeregt, sodass Tryptophan vorrangig abgebaut statt für Serotonin genutzt wird.

Gut zu wissen: Chronischer Stress, stille Entzündungen oder eine gestörte Darmflora können die IDO-Aktivität erhöhen. Das kann dazu führen, dass trotz eiweißreicher Ernährung oder Tryptophan-Supplementation kein positiver Effekt auf Stimmung oder Schlaf spürbar ist.

Vitamin B3 – sinnvoll oder problematisch?

Ein Teil des Kynurenin-Wegs führt zur Bildung von Vitamin B3, das als Coenzym NAD eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel der Zellen spielt. Der Körper kann es entweder direkt über die Nahrung aufnehmen oder es aus Tryptophan synthetisieren.

  • Positiv: Wenn ein Vitamin-B3-Mangel vorliegt, kann dieser Prozess hilfreich sein.
  • Problematisch: Wird jedoch zu viel Tryptophan in Vitamin B3 umgewandelt, fehlt es für andere essenzielle Funktionen. Besonders bei chronischen Entzündungen, Autoimmunerkrankungen oder einer gestörten Darmflora kann dieser Prozess überaktiv sein.

Wichtig für Menschen mit entzündlichen Erkrankungen: Ein überaktiver Kynurenin-Weg kann dazu führen, dass der Körper Tryptophan regelrecht verbraucht, ohne dass genug für Serotonin oder Proteine übrig bleibt. Das kann Erschöpfung, Konzentrationsprobleme und eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit verstärken.

Tryptophan-Mangel: Symptome und Ursachen

Ein Mangel an Tryptophan entsteht meist nicht durch eine zu geringe Zufuhr, sondern durch eine fehlerhafte Verwertung. Dies kann durch Darmprobleme, chronische Entzündungen, Stress oder eine Störung des Stoffwechsels verursacht werden.

Mögliche Symptome eines Tryptophan-Mangels:

Gut zu wissen: Eine reine Supplementation mit Tryptophan kann das Problem oft nicht lösen, wenn es im Körper in die falsche Richtung umgeleitet wird. Hier muss die Ursache gefunden werden.

Wie kann man den Tryptophan-Stoffwechsel unterstützen?

Eine gezielte Ernährung kann helfen, den Körper mit ausreichend Tryptophan zu versorgen und seine optimale Nutzung zu fördern.

  • Natürliche Tryptophan-Quellen sind Fleisch, Fisch, Eier, Käse, Cashewkerne, Walnüsse, Quinoa und Spirulina.
  • Kombination mit Kohlenhydraten verbessert die Aufnahme ins Gehirn, da sie konkurrierende Aminosäuren verdrängen.
  • Vitamin B6 und Magnesium sind wichtig, damit Tryptophan in Serotonin umgewandelt werden kann.

In der Therapie wird häufig 5-HTP statt Tryptophan eingesetzt. Dieser Stoff ist die direkte Vorstufe von Serotonin und kann die Blut-Hirn-Schranke leichter passieren. Studien zeigen, dass 5-HTP besonders bei psychischen Beschwerden, Schlafproblemen und Spannungskopfschmerzen wirksam sein kann.

Wichtig bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln: Wer bereits Antidepressiva, Sedativa oder Anti-Parkinson-Mittel einnimmt, sollte die Kombination mit Tryptophan oder 5-HTP ärztlich abklären, um ein Serotonin-Syndrom zu vermeiden.

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Ganzheitlicher Ansatz für einen gesunden Tryptophan-Stoffwechsel

Damit Tryptophan richtig verwertet wird, müssen mehrere Faktoren im Gleichgewicht sein.

  • Darmgesundheit: Eine gestörte Darmflora kann die IDO-Aktivität erhöhen und damit die Verfügbarkeit von Tryptophan für Serotonin reduzieren.
  • Stressreduktion: Cortisol begünstigt den Abbau von Tryptophan in Kynurenin, sodass weniger für Serotonin übrig bleibt.
  • Entzündungsregulation: Chronische Entzündungen können den Stoffwechsel verschieben und zu einer Tryptophan-Verarmung führen.

Fazit: Tryptophan ist viel mehr als nur eine Aminosäure für Serotonin. Es ist Teil eines komplexen Stoffwechsel-Netzwerks, das von Entzündungen, Stress und Darmgesundheit beeinflusst wird. Wer an Schlafproblemen, Erschöpfung oder chronischen Schmerzen leidet, sollte nicht nur an Tryptophan denken, sondern auch an die Prozesse, die seine Nutzung im Körper steuern. Mit der richtigen Ernährung, gezielter Supplementation und einer stabilen Stoffwechsellage lässt sich der Tryptophan-Stoffwechsel in eine gesunde Richtung lenken.

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Quellen:

(1) Marino A. G. & Russo I. C.: Serotonin: New Research; Nova Science Publishers Inc; 2009.

(2) Melatonin in Humans. Proceedings of the First International Conference on Melatonin in Humans, Springer Verlag, 1985

Beitragsbild: 123rf.com – Alexander Raths

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 09.01.2024 aktualisiert.

René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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