Fettsäuren

Alpha-Linolensäure – Hier wissenschaftlich fundiert: Fakten, Studien & Bewertung

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Diesmal geht es um die Linolensäuren. Aber ACHTUNG: Nicht verwechseln mit der Alpha-Liponsäure! Die Suchmaschinen zeigen bei der Suche nach Alpha-Linolensäure nämlich auch gerne die Ergebnisse der Alpha-Liponsäure mit an.

Nachdem das geklärt ist, kommt die nächste Sache, die mir bei einigen Beiträgen zum Thema aufstößt:

Einige Beiträge (die ich im Internet so finde), bringen einem nicht so wirklich näher, was es mit dieser Fettsäure so auf sich hat. Manche warnen davor, manche halten sie für die Gesundheit unentbehrlich.

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Bildquelle: 123rf.com Seksak-Kerdkanno

Warnungen vor Alpha-Linolensäure? Gibt es…

Immer wieder tauchen Berichte auf, dass die alpha-Linolensäure mit Vorsicht zu genießen sei, wenn es um die Beurteilung bei Prostatakrebs geht. Die gamma-Linolensäure dagegen genießt einen bedeutend besseren Ruf.

Dies ist natürlich etwas überraschend, da die alpha-Linolensäure zu den Omega-3-Fettsäuren gehört, neben Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA).

Die gamma-Linolensäure dagegen gehört zu der Gruppe der weniger geschätzten Omega-6-Fettsäuren – und das macht die Sache schon mal wesentlicher interessanter!

  • Kann es also sein, dass es ein schwarzes Schaf in der Familie der Omega-3-Fettsäuren gibt?
  • Und ein weißes Schaf bei den Omega-6-Fettsäuren?

Nur so viel zu den Omega-6-Fettsäuren: In meinem Beitrag zu den „Omega-6-Fettsäuren“ habe ich ausgeführt, dass die gamma-Linolensäure ein Grundbaustein ist für die Produktion von Arachidonsäure (einer entzündungsfördernden Substanz), und gleichzeitig Baustein für Prostaglandine der Serie 1, die entzündungshemmend wirken.

Gamma-Linolensäure ist wichtig für eine Reihe von zentralen physiologischen Funktionen, wie andere Omega-6-Fettsäuren auch. Es geht also nicht darum, die Omega-6-Fettsäuren in Grund und Boden zu verdammen, sondern eine zu intensive, zu hohe Zufuhr zu vermeiden.

Diese Bemerkung mag banal klingen. Aber die durchschnittliche westliche Ernährung, vor allem die industriell gefertigten Lebensmitteln enthalten viel zu wenig Omega-3-Fettsäuren, dafür aber umso mehr Omega-6-Fettsäuren. Damit erhöht diese Ernährung die Tendenz, beziehungsweise Bereitschaft, zu Entzündungsprozessen. Und denken Sie bitte bei Entzündungen nicht nur an irgendwelche eitrigen Prozesse, wie man das bei entzündeten Wunden kennt. Vielmehr geht es heute vor allem um die unterschwelligen “stillen” Entzündungen. Lesen Sie dazu auch unbedingt mal meinen Artikel zu den Entzündungen.

Entzündungshemmung

Die alpha-Linolensäure selbst ist ein entzündungshemmender Stoff, da die Säure die Enzyme bindet, die für die Bildung der Arachidonsäure zuständig sind. Oder mit anderen Worten: alpha-Linolensäure senkt den Output von Arachidonsäure über die Bindung der zuständigen Enzyme. Außerdem ist sie Baustein für Serie-3-Eicosanoide, die ebenfalls entzündungshemmend wirksam sind.

Damit hätten wir ein sehr kurz gefasstes Profil der alpha-Linolensäure, das eigentlich gar nicht so übel aussieht.

Was bleibt, ist die Frage nach dem Zusammenhang mit Prostatakrebs. Und hier scheint es wirklich turbulent zu zugehen.

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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…

Die „böse“ Omega-3-Fettsäure

Wir haben ja so viele böse Buben in der Schulmedizin, wie zum Beispiel das böse LDL-Cholesterin. Die Sache mit dem Cholesterin ist überhaupt so vertrackt, dass selbst Mediziner (die sich damit auskennen sollten) durch die (manipulierte) Studienlage überhaupt nicht mehr auskennen. Im Fall des Cholesterins sah ich mich zum Beispiel genötigt dazu auch noch ein kleines Buch (Cholesterin-Märchen) zu verfassen, weil das Thema einfach nicht in einem Artikel abzuhandeln ist.

Zurück zum Thema: Jetzt scheint es auch noch eine böse Omega-3-Fettsäure zu geben. Und die bewirkt zwar keine koronare Herzerkrankungen und Herzinfarkte (wie angeblich beim Cholesterin), sondern soll angeblich Prostatakrebs begünstigen…

Angeblich: Prostatakrebs

Einer der ersten Studien, die diesen Verdacht in die Welt setzten, entstand im Jahr 2000 in Spanien: Dietary fat intake and prostate cancer risk: a case-control study in Spain.

Wie die Überschrift schon erkennen lässt, handelt es sich hier nicht um eine randomisierte klinische Studie, sondern um eine sogenannte Fallstudie. In dieser Studie wurde die Lipidzufuhr und das Auftauchen von neuen Fällen von Prostatakrebs zwischen 1994 und 1998 im Stadtgebiet von Barcelona miteinander verglichen. Die Daten zur Diagnose kamen aus Krankenhäusern. Die Informationen zur Nahrungsaufnahme wurden per Fragebogen erhoben.

Aus diesen Daten entnahmen die Autoren, dass die Zufuhr von tierischen Fetten im oberen Quartil signifikant mit Prostatakrebs zusammenhing (das heißt, dass die Teilnehmer mit der höchsten Zufuhr von Fett einen statistisch signifikanten Zusammenhang mit dem Auftreten von Prostatakrebs zeigten). Vitamin C zeigte einen senkenden Effekt. Das Krebsrisiko stieg proportional mit der Einnahme von tierischen Fetten. Daraus folgerten die Autoren, dass der Anstieg von Prostatakrebs unter tierischen Fettsäuren auf dem Anteil an alpha-Linolensäure beruht beziehungsweise beruhen muss. Allerdings, so rudern sie zurück, gab es zu dem damaligen Zeitpunkt keine Erklärung für den Mechanismus für den Zusammenhang.

Mein Fazit: Die Autoren kennen nicht nur nicht den Mechanismus, sondern bleiben in ihrer Veröffentlichung den Nachweis schuldig, dass die alpha-Linolensäure für diesen Effekt verantwortlich sein könnte. Denn die statistischen Werte besagen nur, dass es einen erhöhten Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und einer erhöhten Zufuhr von tierischen Fetten gibt.

Wenn tierische Fette nur aus alpha-Linolensäure bestehen, was aber kaum der Fall ist, dann wäre dieser Schluss einer weiteren Diskussion wert. Bei solchen abstrusen Aussagen schaut man sich sofort an, wer diese Behauptungen aufgestellt hat und aus welchem Revier sie kommen. Die Autoren kommen alle aus der medizinischen Abteilung eines Universitätskrankenhauses aus Barcelona. Damit wäre zumindest dies bewiesen: Wieder einmal ein Fall, wo Schulmediziner „Wissenschaft“ betreiben wollen und dabei fürchterlich krumme Schlussfolgerungen produzieren.

Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und einem erhöhten Fettkonsum?

Alpha-linolenic acid and risk of prostate cancer: a case-control study in Uruguay.

Diese Studie aus Uruguay aus dem Jahr 2000 untersuchte ebenfalls den Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und einem erhöhten Fettkonsum. Die Ergebnisse sind im Wesentlichen die gleichen wie in der spanischen Studie auch.

Teilweise sind die Zahlen sogar identisch, was die Jahreszahlen und die Fallzahlen angeht. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass der eine vom anderen oder umgekehrt abgekupfert und keine wirkliche Studie durchgeführt hat. Im Wesentlichen ist diese Arbeit nichts als das südamerikanische Echo der spanischen Version. TOLL!

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Zusammenhang zwischen Alpha-Linolensäure, Mortalität durch Herzerkrankungen und dem Auftreten von Prostatakrebs?

Dietary alpha-linolenic acid is associated with reduced risk of fatal coronary heart disease, but increased prostate cancer risk: a meta-analysis.

Im Jahr 2004 meldeten sich dann niederländische Ernährungswissenschaftler zu Wort. Mithilfe einer Metaanalyse versuchten die Autoren eine quantitative Analyse des Zusammenhangs zwischen Zufuhr von alpha-Linolensäure, der Mortalität durch Herzerkrankungen und dem Auftreten von Prostatakrebs in Beobachtungsstudien durchzuführen.

Resultate: Eine hohe Zufuhr von alpha-Linolensäure war verbunden mit einem reduzierten Risiko für tödliche Herzerkrankungen. In Bezug auf Prostatakrebs sahen die Autoren ein erhöhtes Risiko.

Und nochmal: Prostatakrebs

A prospective study of dietary alpha-linolenic acid and the risk of prostate cancer (United States).

Aus dem Jahr 2006 kommt eine Arbeit vom NIH (National Cancer Institute) der USA. Auch diese Arbeit sucht einen Zusammenhang zwischen alpha-Linolensäure und Prostatakrebs herzustellen. Dazu beobachteten sie knapp 30.000 Teilnehmer im Alter zwischen 55 und 74 Jahren über den Zeitraum von 5,1 Jahren.

Resultate: Sie sahen 1898 Fälle von Prostatakrebs, von denen 285 Fälle in einem fortgeschrittenen Stadium waren. Die Autoren sahen jedoch keine Zusammenhänge zwischen der gesamten Einnahme von alpha-Linolensäure und dem Auftreten von Prostatakrebs.

Es zeigten sich auch keine Zusammenhänge Zwischen der Zufuhr von alpha-Linolensäure und dem Schweregrad der Krebserkrankungen.

Die Autoren schlossen, dass es keinen Zusammenhang zwischen alpha-Linolensäure, gleichgültig aus welcher Quelle die Substanz stammt, und Prostatakrebs und seinem Schweregrad gibt.

Eklatante Widersprüche in Studien

The relation of alpha-linolenic acid to the risk of prostate cancer: a systematic review and meta-analysis.

Eine weitere Studie aus den USA, Jahrgang 2009. Wieder eine Metaanalyse. Die Autoren hatten hier die Arbeiten herausgesucht und zusammengefasst, die sich mit einem möglichen Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen beschäftigt hatten.

Die Autoren kamen dabei zu der Ansicht, dass der Zusammenhang zwischen alpha-Linolensäure und Prostatakrebs vollkommen uneinheitlich dargestellt wird.

Die Widersprüche sind teilweise so eklatant, dass die Autoren bei einer Reihe von Arbeiten, die zu positiven Ergebnissen gekommen waren, von Voreingenommenheit bei der Veröffentlichung der Ergebnisse sprachen.

Unter Ausschluss dieser Tendenz sprachen die Autoren von keinem Zusammenhang zwischen alpha-Linolensäure und Prostatakrebs.
Sie schlossen, dass das Gros der Studien zu dieser Fragestellung widersprüchliche Ergebnisse produzierten.

Sie glauben, dass eine zu hohe Zufuhr von alpha-Linolensäure zu einem leicht erhöhten Risiko für Prostatakrebs führen kann. Zu guter Letzt jedoch glauben die Autoren, dass die zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Publikationen wenig aussagekräftig sind, nicht zuletzt auch aufgrund von verzerrten Darstellungen zugunsten eines positiven Zusammenhangs.

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Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren

A prospective study of polyunsaturated fatty acid levels in blood and prostate cancer risk.

Ein kurzer Sprung zurück in das Jahr 2007. Die Autoren dieser Studie gehen davon aus, dass Omega-3-Fettsäuren die Entstehung von Prostatakrebs eindämmen können, während Omega-6-Fettsäuren Prostatakrebs fördern.

In dieser Arbeit untersuchten die Autoren knapp 15.000 gesunde Männer, die im Jahr 1982 Blutproben abgegeben hatten. Die Blutfettwerte wurden hier bei 476 Männern mit Prostatakrebs während der 13-jährigen Beobachtungsdauer ermittelt.

Resultate: Die Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren und Linolsäure waren invertiert assoziiert mit einem Risiko für Prostatakrebs, also je höher die Konzentrationen für Omega-3-Fettsäuren und Linolsäure waren, desto geringer fiel dieses Risiko aus.

Auf der anderen Seite zeigte sich aber eine positive und direkte Korrelation zwischen gamma-Linolensäure und anderen Metaboliten der Linolsäure und Prostatakrebs. Die Untersuchung von Arachidonsäure und alpha-Linoleinsäure ergab keine Korrelation zu Prostatakrebs.

Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass erhöhte Konzentrationen von Omega-3-Fettsäuren, wie sie bevorzugt in Seefrüchten vorkommen, und Linolsäure, wie man sie in Pflanzenölen vorfindet, mit einem reduzierten Risiko für Prostatakrebs einher zugehen scheint.

Unterschiedliche Wirkungen

Polyunsaturated fatty acids and prostate cancer risk: a Mendelian randomisation analysis from the PRACTICAL consortium.

Diese Arbeit aus dem Jahr 2016 untersuchte über 22.000 akute Fälle und verglich sie mit über 23.000 Kontrollfällen aus dem europäischen Raum.

Die Autoren, die aus den USA und Europa stammen, sahen keine Zusammenhänge zwischen Omega-3-Fettsäuren und einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs.

Sie sahen jedoch eine Senkung des Risikos bei Linolsäure und alpha-Linolensäure bei Männern unter 62 Jahren. Bei Männern über 62 Jahren zeigte sich ein leicht erhöhtes Risiko bei Linolsäure. Überraschenderweise zeigte sich bei den langkettigen ungesättigten Fettsäuren, wie Arachidonsäure, EPA und DHA ein erhöhtes Risiko bei Männern unter 62 Jahren.

Schlussfolgerung der Autoren: Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren scheinen eine unterschiedliche Rolle bei der Ätiologie und dem Auftreten von Prostatakrebs zu haben.

Fazit

Die alpha-Linolensäure scheint ein besonders gutes Objekt für interessierte Studien und Spekulationen zu sein, mit deren Hilfe man von Seiten der Schulmedizin weitere Bedenken gegen natürliche Substanzen in die Welt setzen kann.

Solche Diskussionen lenken natürlich gezielt und gewollt von den Problemen ab, die schulmedizinische medikamentöse Behandlungen zeitigen.

Nachdem, was an Studien zum Zusammenhang zwischen Prostatakrebs und alpha-Linolensäure vorliegt, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass die Zunahme von Prostatakrebs oder auch anderen Krebsarten etwas mit dieser Omega-3-Fettsäure zu tun hat.

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Beitragsbild: 123rf.com – Dmitrii Ivanov

René Gräber

René Gräber

Seit 1998 bin ich in eigener Naturheilpraxis tätig und begleite seitdem Patienten mit den unterschiedlichsten Beschwerden und Erkrankungen. Dabei spielen zahlreiche Vitalstoffe in der Behandlung eine Rolle, die in zahlreichen Fällen enorm helfen können.

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