Ein natürliches Medikament gegen Entzündungen?
Aus den USA gibt es wieder einmal Wissenswertes zu berichten in Sachen Natur und Medizin.
Abseits der Schulmedizin scheint es eine Wissenschaft zu geben, die den Namen “Naturwissenschaft” trägt und ihrem Namen einige Ehre macht. Denn sie beschäftigt sich mit der Natur, indem sie diese mit wissenschaftlichen Methoden beobachtet und erforscht und dann zu erstaunlichen Resultaten kommt.
Leute diese Schlags, sprich Forscher, aus dem Virginia Bioinformatics Institute haben unlängst beobachten können, wie Abszisinsäure in der Lage ist, Entzündungen einzudämmen. Abszisinsäure? Nie gehört!
Abszisinsäure ist ein Phytohormon, also pflanzliches Hormon, mit einer hemmenden Wirkung auf physiologische Prozesse, die mit der Ausbildung von Entzündungsvorgängen zu tun haben. Diese Säure oder dieses Hormon kommt in praktisch allen höheren Pflanzen, Algen, Pilzen und Cyanobakterien vor.
In früheren Studien, die aber allgemein wenig bekannt sein dürften, war diese Säure schon aufgefallen durch einen “bunten Strauß” an vorteilhaften Wirkungen auf verschiedene Erkrankungen. Dies galt besonders bei entzündlichen Zuständen bedingt durch Fettleibigkeit, Diabetes, Atherosklerose und entzündliche Darmerkrankungen.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurde die Substanz einer neuen Prüfung unterzogen. Deren Ergebnisse wurden dann November letzten Jahres im Journal of Biological Chemistry veröffentlicht. Diesmal ging es darum, Ansätze zu finden, wie man die Säure in ein Behandlungsschema einordnen kann bei entzündlichen Erkrankungen und bei Erkrankungen, wo das Immunsystem mit beteiligt ist.
Wissenschaftler hatten berichtet, dass bei Mäusen molekulare Vorgänge in deren Immunsystem durch Entzündungen ausgelöst worden sind. Dabei zeichnete sich ein spezifisches Molekül aus, das vornehmlich bei oder in Immunzellen zu finden ist.
Diese Immunzellen waren spezialisiert auf die Bekämpfung von Infektionen. Bei der Untersuchung wurde nun der Einfluss von Abszisinsäure auf dieses Molekül, ein Rezeptor, näher untersucht. Dieser Rezeptor wurde mit einem fürchterlichen Namen versehen: Peroxisom-Proliferator-aktivierter Rezeptor. Genau genommen gibt es drei Subtypen davon. Und man kürzt die komplizierte Schreibweise geschickt ab mit “PPAR” oder “PPARs”, wenn es sich um mehr als einen Rezeptor handelt. Im Folgenden werde ich mich auch dieser Abkürzung bedienen.
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Was machen also diese PPARs?
Dies sind Rezeptoren, die sich vornehmlich in den Zellen befinden. Wenn sich diese Rezeptoren mit einem Molekül verbinden, lösen sie im Zellkern eine Gentranskription aus. Dabei binden sie sich an einen bestimmten Teil der DNA, den Teil, der ausgeführt werden soll.
Die drei Subtypen sind PPAR-Alpha, -Gamma und -Beta (in den USA -Delta). PPAR-Alpha kommt vermehrt in der Leber, Fettgewebe, Niere, Herz- und Skelettmuskel vor. Wenn es zu einer Aktivierung kommt, wird z.B. der Fettsäureabbau in der Leber erhöht. Pharmazeutisch wird dies ausgenutzt, um künstliche Substanzen einzusetzen, die sich mit diesem Rezeptor verbinden. Dies sind die bestens bekannten Lipidsenker aus der Fibratgruppe.
PPAR-Beta kommt in allen Geweben vor. Sie haben Einfluss auf die Genregulation für den Lipid- und Glukosestoffwechsel.
PPAR-Gamma ist der Rezeptor, um den es sich primär bei dieser Untersuchung geht. Der kommt vornehmlich im Fettgewebe vor.
Wenn er aktiviert wird, kommt es zu einer Vermehrung von Glucosetransportern, was wiederum eine verstärkte Aufnahme von Glucose in die Zellen bewirkt. Gleichzeitig bewirkt seine Aktivierung auch eine erhöhte Glykolyse in der Leber und eine Herabsetzung der Gluconeogenese (Aufbau von Glucose). Ein weiterer Effekt ist die Abschwächung der Expression des Tumornekrosefaktors-Alpha. Dieser wird als eine Ursache für die Insulinresistenz gehandelt. Wie für den Alpha-Subtyp gibt es auch hier eine pharmakologisch wirksame Substanz: Die Insulin-Sensitizer, wie Avandia und andere.
Die Idee der Forscher aus Virginia war also, dass Abszisinsäure Entzündungen günstig beeinflusst, indem es an diesen Rezeptor bindet und etwas auslöst, was diese Entzündungen unterbindet. Zur allgemeinen Überraschung der Forscher stellt sich heraus, dass eine solche vermutete Bindung nicht zustande kam.
Abszisinsäure wirkt unabhängig von dem PPAR-Gamma. Dies könnte auch eine Erklärung sein, warum unter Gabe von Abszisinsäure weit weniger Nebenwirkungen gesehen wurden als unter Avandia und verwandte Substanzen. So konstatieren die Forscher, dass “Medikamente, die an PPAR-Gamma binden, wie es bei Avandia der Fall ist, mit einer Reihe von schweren kardiovaskulären Nebenwirkungen in Verbindung stehen”.
Hoppla, und ich dachte, dass man bei Glaxo weiß, was man tut. Und dass das Wunder-Diabetes-Mittel so gut verträglich ist. Offensichtlich aber handelt es sich bei diesem Präparat um evidenzbasierte Profitgier. Aber das ist ein anderes Thema. Es ist nur beruhigend zu lesen, dass es Forscher gibt, die aufgrund ihrer Grundlagenforschung zu solchen Ergebnissen kommen, die auch den letzten Zweifler eines Besseren belehren sollten.
Avandia also bindet an PPAR-Gamma und verursacht böse Wirkungen, Abszisinsäure vermeidet eine Bindung an diesen Rezeptor und zeigt praktisch keine Neben- oder üble Wirkungen. Aber trotzdem besteht eine Verbindung im Wirkmechanismus der Abszisinsäure mit PPAR-Gamma.
Absizinsäure bindet zwar nicht an PPAR-Gamma, dafür verbindet es sich mit einem anderen Rezeptor. Dies ist ein Protein, das sich LanC-ähnliches Protein 2 nennt. Diese Abkürzung steht für Lanthionin-Synthetase C-like (ähnlich) 2. Dieser Rezeptor ist der erste Schritt auf dem Folgeweg zur Aktivierung von PPAR-Gamma.
D.h. man kann PPAR-Gamma sofort durch einen Bindungsvorgang aktivieren, wie bei Avandia, oder man kann die Aktivierung auf “Umwegen” indirekt erreichen durch die Bindung mit LanC-ähnliches Protein 2. Letzteres hat sich als der schonendere Weg erwiesen. Auch hier zeigt sich, dass der Umweg der schnellere Weg von A nach B ist.
Aber Abszisinsäure ist nicht Teil einer segmentiellen, evidenzbasierten Monotherapie der Schulmedizin. Von daher erlaubt sich die Substanz, mehr noch als nur einen Rezeptor zu aktivieren. Die Säure aktiviert auch noch Gene, die für Entzündungen, Stoffwechsel und Zellkommunikation (cell signaling) zuständig sind. Dies sind weitere Erkenntnisse in der Beurteilung von der Entstehung von Entzündungen und Immunerkrankungen. Aber auch hier sind die Forscher bemüht, den Wirrwarr von Interaktionen und Einflüssen zwischen Stoffwechsel und Immunsystem und deren molekulares Zusammenspiel zu entwirren und vielleicht eines Tages eine Behandlung zu finden.
Denn mit der Erkenntnis, dass eine Aktivierung von PPAR-Gamma zu wenig überzeugenden Ergebnissen führt und dass Abszisinsäure statt dessen das LanC-ähnliches Protein 2 aktiviert, das dann kaskadenartig zu einer indirekten PPAR-Aktivierung führt, damit ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch nicht der vollständige Wirkmechanismus von Abszisinsäure beschrieben.
Und eine Entwicklung von neuen Medikamenten zur Behandlung von entzündlichen Erkrankungen wird gut beraten sein, den von der Abszisinsäure eingeschlagenen Weg zu gehen und den alternativen Aktivierungsweg nutzen müssen. Dieser Weg ist erfolgversprechender und sicherer als die direkte Aktivierung von PPAR-Gamma.
Fazit
Es ist interessant zu sehen, welches Reservoir an “Bewaffnung” Mutter Natur für uns bereit hält. Im Gegensatz zur vom Menschen verbrochenen Pharmaindustrie scheint sie Monotherapien strikt abzulehnen. Ihr Motto scheint zu lauten:
Eine Substanz mit Wirkung in vielen verschiedenen Bereichen, direkt und indirekt. Und: Viele Substanzen mit derselben oder zumindest ähnlichen Wirkung auf viele Bereiche.
Wenn die Natur den Profit als Leitlinie ihres Wirkens genommen hätte, dann gäbe es jetzt so etwas wie Abszisinsäure gar nicht. Vielleicht hätten wir noch nicht einmal Vitamine…
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Beitragsbild: 123rf.com – kerdkanno