Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Ohne den Power-Stoff Cholin geht nichts!
Wir brauchen Cholin für die Funktion der Nerven und das Gehirn sowie für den Energie- und gesunden Fettstoffwechsel.
Besonders Schwangere und stillende Mütter leiden oft unter Cholinmangel und riskieren damit eine Fehlentwicklung des Fötus`. Cholin-Mangel ist Untersuchungen zufolge aber auch in der Allgemeinbevölkerung verbreitet.
Und Überaschung (!) Cholin spielt auch für Schmerzpatienten eine bedeutende Rolle.
Cholin hört sich für die meisten Menschen überhaupt nicht sexy an. Es kennt ja auch kaum jemand. Und das bringt uns zur ersten Frage:
Was ist Cholin?
Cholin ist ein wasserlöslicher Nährstoff, der Bestandteil vieler Nahrungsmittel ist [1]. Der Körper kann die organische Stickstoffverbindung nur dann selber produzieren, wenn genügend Aminosäuren in optimaler Zusammensetzung aufgenommen werden. Bei den meisten Menschen ist das aber nur selten der Fall, weswegen die Aufnahme über bestimmte Lebensmittel gewährleistet sein sollte. Entdeckt wurde Cholin 1862 vom deutschen Chemiker Adolph Friedrich Ludwig Strecker und bereits vier Jahre später konnte es synthetisch hergestellt werden.
Früher wurde der Nährstoff als “Vitamin B4” zur Gruppe der B-Vitamine gezählt. In der Fachliteratur wird Cholin größtenteils als essenziell gelistet, weil die Eigen-Produktion des Körpers meistens nicht ausreicht.
Heute gilt als weitgehend gesichert, dass Cholin in dem Sinne essenziell für den Körper ist, dass die Synthese von Cholin im Körper den Bedarf nicht deckt [2][6].
Für Erwachsene empfiehlt die US-amerikanische National Academy of Sciences eine tägliche Aufnahme von 425 Milligramm. In der Schwangerschaft und Stillzeit ist der Bedarf mit 550 Milligramm täglich leicht erhöht. Säuglinge bis zu einem Jahr brauchen nur 125 mg pro Tag. Bis zum Alter von 3 Jahren sind es dann 200 mg, zwischen vier und acht Jahren 250 mg, zwischen neun und dreizehn 375 mg [2].
Die Werte sind jedoch lediglich Richtwerte, die eine Schätzung aufgrund der Cholinzufuhr aus der Nahrung bei gesunden Erwachsenen darstellen. Der Bedarf kann durch individuelle Lebensumstände wie körperliche Belastungen und Krankheiten höher sein. Daneben kommen genetische Stoffwechselstörungen vor, die die Aufnahme und Verarbeitung des Vitalstoffes begrenzen. Cholin hat im Körper viele, teils sehr komplizierte Aufgaben und kann zu vielen anderen Verbindungen verstoffwechselt werden.
Einige Beispiele für die Rolle von Cholin im Stoffwechsel des Körpers sind:
- Cholin wird mit Essigsäure verknüpft. Diese Veresterung mit einem Acetyl-Rest produziert -> Acetylcholin, ein wichtiger Neurotransmitter, der Acetylcholin-Rezeptoren in den Synapsen triggert. Die Veresterung ist abhängig vom Acetyl-Coenzym-A und dem Enzym Acetyltransferase.
- Acetylcholin -> Hydrolyse -> Essigsäure + Cholin. Mit dieser Reaktion wird der Neurotransmitter abgebaut. Die Reaktion ist abhängig vom Enzym Acetylcholinesterase (AChE).
- Cholin wird phosphoryliert -> o-Phosphocholin, Ausgangsstoff für Phospholipide wie Phosphatidylcholin, Bestandteil von Zellmembranen und wichtig für Signalweiterleitung an Membranen. Phospholipide sind in hohem Maße Bestandteil der Myelinscheiden der Nerven. Daher ist Cholin ein Nervenschutz-Faktor.
- Phosphatidylcholin kann der Körper aber auch aus Phosphatidylethanolamin herstellen, wenn die Ressourcen dies erlauben. Reguliert wird diese Reaktion durch die Konzentration von Cholin [3].
- Über Lipoproteine ist Cholin zudem am Lipidtransport beteiligt [4].
- Cholin braucht der Stoffwechsel, um Cholesterole aus der Leber herauszutransportieren [5].
- Cholin wird oxidiert -> Betain, wichtig für den Methyl-Metabolismus (Homocystein-Reduktion). Methylierungen spielen eine wichtige Rolle bei anabolen Reaktionen (Synthese biochemischer Verbindungen) [6]. Dazu gehört auch der DNA-Stoffwechsel, bei dem Methylierungen eine wichtige Rolle spielen.
Für eine ausreichende Versorgung mit Cholin muss der Stoff in der Regel mit der Nahrung aufgenommen werden. Der größte Teil des mit der Nahrung aufgenommenen Cholins wird im Körper zu Phosphatidylcholin, das zu den Lecithinen gehört, umgewandelt. Phosphatidylcholin kommt in allen Zellen vor und ist mit über 50 Prozent Hauptbestandteil von Biomembranen.
Im Hinblick auf die Vielzahl unserer Körperzellen, die sämtlich von Membranen umhüllt sind, wird die Bedeutung des Vitalstoffs klar. Auch innerhalb der Zellen sind weitere membranöse Bestandteile enthalten, wie beispielsweise der Zellkern und der Golgi-Apparat sowie das Endoplasmatische Retikulum.
Kommt es zur Unterversorgung, wird Cholin aus Lunge, Nieren und Verdauungsorganen in der Leber recycelt und dort weiter verwendet sowie dem Gehirn zugeführt [7]. Diese Reaktion des Körpers auf eine Unterversorgung mit Cholin zeigt, dass der Nährstoff vor allem für die gesunde Funktion von Leber und Gehirn benötigt wird. Die Verteilung von Cholin im Organismus unterliegt daher einer präzisen physiologischen Steuerung.
Lebensmittel mit hohem Cholin-Gehalt
Die Universität von North Carolina untersuchte 145 Lebensmittel [8] und fand die höchsten Cholin-Werte in diesen:
(Cholin-Konzentration in Milligramm pro 100 Gramm Lebensmittel)
Rinderleber | 418 |
Hähnchenleber | 290 |
Eier | 170 |
Weizenkeime | 152 |
Schinkenspeck | 125 |
Getrocknete Sojabohnen | 116 |
Schweinefleisch | 103 |
Eigelb ist laut einer Dokumentation der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vom 21. April 2016 das Lebensmittel mit dem höchsten Cholin-Gehalt: 670 mg/100 g.
Daneben sind auch Kabeljau, Hähnchenfleisch, Milch, Sojalecithin, Blumenkohl, Spinat, Tofu, Amaranth, Kidney-Bohnen und Quinoa gute Quellen für Cholin. Mit einer ausgewogenen Ernährung kann man daher ausreichend Cholin zu sich nehmen, selbst wenn man sich vegan ernährt. Mit einer cholinarmen Ernährung reduziert sich dagegen laut einigen Studien die Konzentration von Cholin im Blut um rund 30 Prozent [9].
Bei obiger Betrachtung der Tabelle müssen noch einige Dinge angemerkt werden. Leber ist heute generell derart mit Giften belastet, dass ich zu deren Verzehr nicht mehr rate. Von Schinken und Schwein rate ich auch ab, siehe mein Beitrag: Krank durch Fleisch.
Und bei den Eiern rate ich zu Voll-Bio-Eiern – also Eiern, die kein Industriefutter wie zum Beispiel Legemehl bekommen haben. Schauen Sie mal nach den entsprechenden Bio-Siegeln: https://www.gesund-heilfasten.de/blog/bio-siegel-oeko-siegel/
Müssen wir Cholin “extra” zu uns nehmen?
Lange war umstritten, ob es sich bei Cholin um einen praktisch essenziellen Nährstoff (der zugeführt werden muss) handelt, da Cholin in der Leber synthetisiert (hergestellt) werden kann. Auch waren lange keine Mangelerscheinungen von Cholin bekannt, da es in vielen Nahrungsmitteln enthalten ist. Inzwischen liegen einige Studien vor, die die Folgen eines niedrigen Cholin-Spiegels untersucht haben.
Studien zum Cholin-Mangel in der Schwangerschaft
Ein zu niedriger Cholin-Level in der Schwangerschaft kann zu einem erhöhten Level an Homocystein führen und damit zu Frühgeburt, niedrigem Geburtsgewicht oder Präeklampsie (Schwangerschafts-Intoxikation).
Zudem steigt das Risiko für Neuralrohrdefekte [10].
Dabei ist eine ausreichende Zufuhr von Cholin wohl bei allen Säugetieren wichtig, damit sich beim Fötus die Nerven entwickeln können. Cholin wird von der Mutter aktiv an den Fötus und später über die Muttermilch an den Säugling weitergegeben. Dabei kann das Level an Cholin bei der Mutter deutlich absinken. Hinweise auf den Sachverhalt liefern Experimente an Ratten [11].
Ein Mangel an Cholin in der Schwangerschaft kann die Entwicklung des Gedächtnisses negativ beeinflussen. Bei Ratten kann mit einer Cholin-Gabe während der Trächtigkeit die Gedächtnisleistung der Nachkommen ein Leben lang erhöht werden [12].
In einer Untersuchung von über 800 Frauen mit Neugeborenen zeigte sich, dass bei Frauen, die während der Schwangerschaft hohe Mengen an Cholin und Betain zu sich nahmen, das Risiko eines neuralen Schadens (Neuralrohrdefekt) des Kindes um 72 Prozent niedriger ist [13].
Eine Studie mit circa 500 Müttern aus dem Jahr 2009 zeigte, dass die Frauen mit den niedrigsten Blutwerten an Cholin ein um den Faktor 2,4 erhöhtes Risiko hatten, ein Kind mit Neuralrohrdefekt auf die Welt zu bringen [14]. Daneben ist Cholin erforderlich, um die Sehkraft und das Gehirn des werdenden Kindes optimal auszuprägen [15]. Besonders für die Entwicklung der Hippocampus-Formation ist der Vitalstoff unerlässlich [16]. Hier befindet sich das Zentrum des Gedächtnisses. Cholinmangel während der Schwangerschaft kann auch zu einer Frühgeburt und Untergewicht des Säuglings führen sowie zur Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie) und damit verbundener Hypertonie.
Weitere Studien zum Cholin-Mangel
Sind die Homocystein-Werte durch Cholin-Mangel erhöht, steigt das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten [17]. Als gesunde Männer im Rahmen einer Studie 2,6 Gramm Cholin täglich einnahmen, konnte ihr Level an Homocystein im Blut nachweislich gesenkt werden [18]. Homocystein wandelt der Stoffwechsel in die Aminosäure Methionin um.
In einer großangelegten Studie mit über 14.000 Teilnehmern zeigte sich jedoch kein Zusammenhang zwischen der Cholin-Aufnahme und dem Risiko für Herz- und Gefäßerkrankungen [19]. Die Massenstudie brachte zudem ans Licht, dass die tatsächliche, durchschnittliche Cholinaufnahme unter den Werten des Institute of Medicine liegt.
Auch im Alter ist die ausreichende Versorgung mit Cholin wichtig für die Gesundheit. In einer Studie mit 57 Teilnehmern zeigte sich, dass eine bewusst herbeigeführte, mangelhafte Versorgung mit Cholin bei 77 Prozent der Männer und 80 Prozent der Frauen nach der Menopause Muskel- und Leberschäden hervorruft.
Bei den Frauen vor der Menopause zeigten noch 44 Prozent der Teilnehmerinnen solche Symptome. Alle Symptome verschwanden wieder, als die Teilnehmer eine cholinreiche Nahrung erhielten. Zudem zeigte die Untersuchung, dass die Empfehlung des Institute of Medicine vermutlich zu niedrig angesetzt ist, da die angegebenen täglich benötigten Mengen an Cholin für einige Teilnehmer nicht ausreichend waren [20].
Frauen vor der Menopause erleiden seltener Mangelerscheinungen, da das Östrogenlevel die endogene Produktion von Cholin anregt [1]. Es muss berücksichtigt werden, dass Menschen im Laufe ihres Lebens und in unterschiedlichen Lebenssituationen unterschiedliche Mengen an Cholin benötigen. Dazu kommen genetische Variationen, die bei jedem Menschen bestimmen, wie viel Cholin er mit der Nahrung aufnehmen muss, um gesund zu bleiben [21][22].
Ein Cholinmangel könnte möglicherweise auch Demenz fördern. Hinweise darauf liefert eine Studie, die sich mit der Wirkung von Anticholinergika befasst. Diese Medikamente hemmen die Aktivität von Acetylcholin im synaptischen Spalt. Indikationen für die Pharmaka sind Erkrankungen des vegetativen Nerven-Systems wie Herz-Rhythmus-Störungen, Darmkrämpfe und Koliken. Weil der Körper Cholin für die Synthese von Acetylcholin braucht, wirken sich die Medikamente ähnlich aus wie ein Cholinmangel. An der Studie nahmen rund 284.000 Patienten mit Anticholinergika-Medikation teil. Innerhalb von 2 Jahren zeigte sich ein erhöhtes Risiko für Demenz.
Zu der Medikamentengruppe der Anticholinergika muss ich an dieser Stelle auch einige Worte sagen. Diese Medikamentengruppe der Anticholinergika ist so umfangreich, dass ich die gar nicht aufzählen kann. Und genau diese Wirkstoffgruppe soll für den teilweise schweren geistigen und körperlichen Abbau im Alter mitverantwortlich sein. In meinem Beitrag Anticholinerge Medikamente – Nebenwirkung Hirnschaden, gehe ich genauer darauf ein. Denn das ist genau das, was ich seit Jahren bei solchen Patienten beobachte. Über die Multimorbidität älterer Patienten, die zahlreiche Medikamente einnehmen, muss man sich da nicht mehr wundern. Und diese Mittel sind teilweise auch ohne Rezept zu erhalten!
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Neben der Gefahr an Demenz zu erkranken [23], kann die Cholin-Mangelversorgung noch zu weiteren Erkrankungen führen. Bei Ratten kommt es bei Cholinmangel zu Schädigungen an Leber und Nieren. Bei Menschen können sich die Symptome einer Fettleber entwickeln, die verschwinden, wenn wieder ausreichend Cholin aufgenommen wird [1]. Bekannt ist das Risiko bereits seit einer Studie zu Diabetes aus dem Jahre 1948.
Damals wollten die Forscher wissen, unter welchen Bedingungen sich bei Diabetikern Arteriosklerose und Leberschwäche ausprägen. In der Arbeit kam heraus, dass eine Fettleber bei den Zuckerkranken besonders dann entstehen kann, wenn die Aufnahme von Cholin und der Aminosäure Methionin unzureichend ist. Die beiden Nahrungsbestandteile können nach den Vermutungen der Wissenschaftler sogar vor den Folgen eines zu hohen Konsums von Saccharose, Fructose und Alkohol schützen. Cholin ermöglicht es der Leber, überschüssiges Fett auszuschleusen [24].
Menschen, die an Leberkrebs erkrankt sind, haben eine schlechtere Prognose, wenn sie mit Cholin unterversorgt sind. Das legt eine Studie an 866 Teilnehmern nahe. Die untersuchten Probanden, die an den Tumoren litten, hatten dann eine höhere Überlebens-Rate, wenn ihr Cholin-Spiegel optimal war [25].
Wie US-Forscher in einer Studie mit 51 Teilnehmern zeigten, kann Cholinmangel DNA-Schäden sowie den Zelltod von Lymphozyten induzieren. Im Vergleich zu Teilnehmern mit normaler Diät hatten die Menschen mit cholinarmer Ernährung doppelt so viele DNA-Schäden.
Bei Menschen, die auf Cholinmangel mit Muskel- und Leberschäden reagieren, kommt es dabei besonders häufig zu DNA-Schäden und Apoptose. Umgekehrt kann laut den Wissenschaftlern die Schädigung der DNA sowie die Lymphozyten-Apoptose als klinischer Indikator für Cholinmangel genutzt werden [26].
Besonders drastisch wirkt sich ein Cholinmangel bei gleichzeitigem Folatmangel aus, da in dem Fall Cholin statt Folat als Methyl-Donor in vielen Reaktionen des Körpers genutzt wird [27].
Leistungssport ist ein weiterer Faktor, der zu erniedrigten Cholinwerten führen kann [28].
Ein hoher Alkoholkonsum senkt das Cholinlevel ebenfalls und bringt gleichzeitig einen höheren Bedarf an dem Vitalstoff mit sich [29].
Cholin als Medikament
Cholin ist demnach ein wichtiger Nahrungsbestandteil, der viele Krankheiten verhindern, oder rückgängig machen kann. Schon in diesem Sinne kann die Verbindung als Medikament aufgefasst werden. 2023 wurde eine Studie veröffentlicht, die Cholin als Analgetikum empfiehlt. Dieses „neu“ entdeckte Schmerzmittel soll sogar der Wirkung von Opioiden ebenbürtig sein.
Dabei führt die Einnahme nicht zur Abhängigkeit, Sucht oder Entzugserscheinungen, weil keine Toleranz-Entwicklung („Gewöhnung“) eintritt. Cholin hemmt Schmerzen, weil es die Vorstufe für Acetylcholin darstellt, das im Allgemeinen als aktivierender Trigger wirkt, also Aktionspotenziale (Signale) auslöst. Doch schon 2011 stellten Forscher fest, dass Acetylcholin einige Neurone hemmt, die am Schmerzempfinden beteiligt sind.
Schmerzstillend wirkende Neurone im Hippocampus (dort im Ammonshorn, Cornu ammonis) werden durch Acetylcholin hingegen angeregt. Das zeigt eine Studie, die sich auch mit der Wirkung von Acetylcholin im zentralen Höhlengrau (Periaquäduktales Grau, PAG) des Hirnstamms befasst. Diese Hirnregion ist in der Schmerzkontrolle eingebunden. Speziell im Bereich des ventrolateralen periaqueduktalen Grau (vlPAG) wirkt Acetylcholin auf den Nikotinrezeptor Alpha-7 (nAChR α7). Für die Wissenschaftler war es überraschend, dass auf diese Weise eine beruhigende, schmerzstillende Wirkung resultierte. Denn der Alpha-7-Rezeptor ist sonst für seine aktivierenden Eigenschaften bekannt. Der Mechanismus stellt einen anderen Signalweg dar, als ihn Opioide gehen. Opioid-tolerante Mäuse erlebten eine mehrstündige Schmerzlinderung nach der Gabe von Acetylcholin [30].
Cholin aus Nahrung und Nahrungsergänzungsmitteln
Gesunde Erwachsene können sich durch die Ernährung gut mit Cholin versorgen und die natürliche Quelle ist synthetischen Mitteln auf jeden Fall vorzuziehen, da Cholin daraus leicht verfügbar ist und weniger Gegenreaktionen auslöst.
Cholin kann zusätzlich zur Nahrung durch verschiedene Ergänzungspräparate aufgenommen werden. Oft liegt es dann als Salz vor, wie als Cholin-Chlorid oder Cholin-Bitartrat. Der Handel bietet zudem Lecithin (Mischung diverser Phosphatidylcholine) als Nahrungsergänzung an. Sie enthält circa 13 Prozent Cholin. Da es jedoch für die Mittel keine Standards gibt, kann der tatsächliche Gehalt an Lecithin von 20 bis 90 Prozent schwanken.
Da Cholin in hoher Konzentration in tierischen Lebensmitteln vorkommt, haben Vegetarier und Veganer auch ein erhöhtes Risiko, an einem Cholimangel zu leiden. Wer auf Fleisch, Eier und Milchprodukte verzichtet, sollte sichergehen, genügend cholinreiche Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte zu verzehren.
Gute Quellen sind auch Meeresfrüchte und Krillöl. Darin ist Cholin in Form von Lecithin enthalten. Das Öl der wichtigsten Krill-Art Euphausia superba liefert einer Analyse zufolge 69 verschiedene Phospholipide, die Cholin enthalten [31].
Das Cholin im Krillöl ist im Vergleich zu anderen Nahrungsergänzungsmitteln viel besser bioverfügbar. Offenbar schützt die “Verkapselung” des Cholins in den Posphatidylcholinen vor dem biologischen Abbau des Nährstoffs im Darm. So wird Cholin aus Krillöl kaum zu TMAO (Trimethylaminoxid) und TMA (Trimethylamin) umgewandelt. Die Verbindungen gelten als Biomarker für kardiovaskuläre Erkrankungen und könnten sogar ursächlich dafür verantwortlich sein. Wird der Nährstoff in Salz-Form wie Cholin-Chlorid aufgenommen, beträgt der Anteil der Abbau-Produkte wahrscheinlich 60 % [32].
Aber die Sache mit dem Krillöl ist auch nicht ganz unproblematisch, vor allem die Fangmethoden und so Sachen wie die “Krillöl-Lüge”. Mehr dazu in meinem Beitrag zum Krillöl.
Cholin ist als Acetylcholin für die Muskeln ein Neurotransmitter in der Auslösung der Kontraktion. Daher sinkt bei hoher körperlicher Beanspruchung der Cholin-Spiegel nachweislich ab. Eine Studie mit 47 Thriathelten belegt den Effekt und auch, dass der Mangel mit Supplementationen (Krillöl) ausgeglichen werden kann [32].
Während der Schwangerschaft und der Stillzeit kann eine zusätzliche Cholin-Zufuhr ebenfalls sinnvoll sein. Eine Beratung durch Ernährungsexperten kann helfen, den persönlichen Bedarf abzuschätzen und ein geeignetes Mittel zu finden.
Wirkungen der Cholin-Supplementation
Eine Studie aus Griechenland deutet darauf hin, dass oral verabreichtes Cholin entzündungshemmende Eigenschaften aufweist [33]. Laut einer indischen Studie kann die Einnahme von Cholin die Symptome eines allergischen Schnupfens, Rhinitis, lindern. In einer Arbeit über die Genesung von Schlaganfall-Patienten konnten Forscher die Wirkung von Cholin auf das Gehirn nachweisen. Die 347 Studienteilnehmer erhielten entweder CDP-Cholin (Cytidin-5′-diphosphocholin) oder ein Placebo. Während der Untersuchung absolvierten die Probanden dreimal neuropsychologische Tests, und zwar nach 1 Monat, einem halben und einem ganzen Jahr. Dabei zeigte sich, dass die Teilnehmer mit CDP-Cholin-Gabe im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine zunehmend höhere mentale Leistung erbringen konnten. Das Gehirn hatte sich durch Cholin-Supplementation besser regeneriert [34].
Cholinmangel kann zu Angstzuständen führen, deswegen wurde die bipolare Störung bereits mit dem Vitalstoff behandelt [35].
Zur Verbesserung der mitochondrialen Funktion ist Cholin ebenfalls geeignet und spielt eine Rolle bei epigenetischen Prozessen (Methylierung der DNA) [36].
Mögliche Gefahren einer Cholin-Ergänzung
Die Einnahme von Cholin-Präparaten kann bei Frauen die Bildung von Polypen im Darm begünstigen. Dabei ist laut den an der Studie beteiligten Medizinern nicht das Cholin die Ursache, sondern vermutlich andere in den Mitteln enthaltene Stoffe. Hinweise, dass sich das Darmkrebsrisiko durch die Einnahme erhöht, konnten nicht bestätigt werden [36].
Menschen mit der angeborenen Stoffwechselkrankheit Trimethylaminurie (Fischgeruch-Syndrom) können aufgrund eines Enzymdefektes Trimethylamin nicht abbauen. Da Cholin eine der Vorstufen von Trimethylamin ist, müssen Menschen mit diesem Gendefekt auf eine cholinarme Diät achten.
Daneben kann eine hohe Aufnahme von Cholin (8 – 20 g/Tag) zusätzlich zur Nahrung zu einem unangenehmen Körpergeruch nach verdorbenem Fisch führen, der nach Absetzen der Cholin-Präparate verschwindet. Wer mehr als zehn Gramm Cholin am Tag zu sich nimmt, kann davon eventuell Erbrechen, erhöhten Speichelfluss, Blutdruckabfall verbunden mit Schwindel oder Schweißausbrüche bekommen.
Laut dem Institut of Medicine kann Cholin in Form von Cholinsalicylat zudem Leberschäden, Juckreiz oder Tinnitus auslösen, wenn mehr als drei Gramm pro Tag eingenommen werden. Es wird daher eine Maximaldosis von 3,5 Gramm täglich empfohlen.
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Quellen:
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Dieser Beitrag wurde letztmalig im Oktober 2023 aktualisiert.