Als Praktiker aus dem Bereich der Naturheilkunde teile ich heute spannende Einblicke in die Welt von L-Cystein mit Ihnen – einer Aminosäure, die nicht nur ein essentieller Baustein vieler Eiweiße ist, sondern auch vielfältige Funktionen im menschlichen Körper erfüllt. Erfahren Sie, wie L-Cystein Strukturproteine stärkt, in der Medizin Anwendung findet und sogar vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen kann. Entdecken Sie die vielfältigen Möglichkeiten, diese essenzielle Aminosäure durch eine ausgewogene Ernährung auf natürliche Weise aufzunehmen. Ich lade Sie ein, sich gemeinsam mit mir mit diesem faszinierenden Baustein des Lebens auseinanderzusetzen.
Was ist L-Cystein?
L-Cystein ist Baustein vieler Eiweiße, besonders der Faserproteine (Keratin) menschlicher Haare und Nägel. Ebenso große Bedeutung hat die Aminosäure bei der Bildung von Knorpel, Knochen und Haut. Spezielle Funktionen übt Cystein für die Entgiftung und den Schutz vor aggressiven Stoffwechsel-Produkten sowie für den Fettstoffwechsel aus.
Die gezielte Aufnahme der Aminosäure mit Präparaten dient vor allem der Kräftigung der Hautanhangsgebilde. Sinnvoll erscheint die Supplementation auch für die Detoxifikation von schädlichen Stoffwechsel-Abfällen und Schwermetallen. In abgewandelter Form ist die Aminosäure Bestandteil schleimlösender Medikamente. Oft empfohlen werden Cystein-Präparate auch bei Osteoporose.
Die schwefelhaltige Stickstoffverbindung L-Cystein (Cys oder C, Summenformel C3H7NO2S) zählt zu den 20 „kanonischen“, also proteinogenen (eiweißbildenden) Aminosäuren.
Während Säuglinge Cystein zumindest teilweise über die Nahrung aufnehmen müssen, kann die menschliche Leber es später aus den Aminosäuren Methionin und Serin selber herstellen.
Ohne ausreichende Versorgung mit diesen beiden Aminosäuren ist die Eigen-Synthese nicht möglich. Dies kann schon bei unterschwelligen Mangelzuständen der Fall sein, weswegen Cystein zu den semiessenziellen Aminosäuren zählt.
Die Sulfidgruppe (Schwefel und Wasserstoff) im Cystein kann innerhalb des Proteins sogenannte „Disulfidbrücken“ ausbilden. Das sind Quervernetzungen im Kettenmolekül der Eiweiße, die dadurch ihre dreidimensionale Gestalt ausformen und erhalten können.
Disulfidbrücken sind im Gegensatz zu anderen Arten der Querverbindungen in Proteinen außerordentlich stabil. Das ist wichtig für die Festigkeit der harten Struktur-Eiweiße.
Bedarf und Quellen von Cystein
Der Anteil von Cystein in Proteinen ist mit durchschnittlich 2 % relativ niedrig. Der Tagesbedarf beträgt etwa 13 mg pro kg Körpergewicht. Diese Menge muss aber nur dann aufgenommen werden, wenn die Vorstufen von Cystein in der Nahrung fehlen.
Bei genügendem Verzehr von Eiweiß ist die Aufnahme von Cystein und seiner Vorstufen jedoch gesichert. Erwachsene im mittleren Lebensalter sollten 0,8 g Protein pro kg KG (g/kg KG) aufnehmen, in der späteren Lebens-Phase dann 1,0 g/kg KG. Neugeborene brauchen 2,5 g/kg KG, danach kontinuierlich weniger bis zum 18. Lebensjahr oder wenn das Wachstum abgeschlossen ist.
Sehr gute Cystein-Quellen sind Getreide und Nussfrüchte. So enthält Dinkelmehl fast 0,5 g pro 100 g Trockenmasse (g/100 g), Haferflocken fast 0,4 g/100 g und Weizenmehl 0,27 g/100 g.
Cashewkerne und Paranüsse liefern rund 0,5 g/100 g und unsere heimischen Nüsse immerhin noch 0,2 (Haselnuss) bis 0,25 g/100 g (Walnüsse). Unter den Hülsenfrüchten sind Sojabohnen die reichhaltigste Quelle mit fast 0,6 g/100 g.
Doch auch Erdnüsse (0,43 g/100 g) und (Linsen (0,25 g/100 g) enthalten hinreichend Cystein. Schwein-, Geflügel-, Rindfleisch und Eier haben rund 0,3 g/100 g Frischgewicht vorzuweisen. In Fisch schwankt der Gehalt an Cystein zwischen 0,18 (Forelle) und 0,42 g/100 g.
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Cystein-Mangel
Das größte Risiko für einen Cystein-Mangel besteht bei Säuglingen, weil bei ihnen der Bedarf am höchsten ist. Bei Erwachsenen kann nur eine extrem eiweißarme Kost ein Defizit der Aminosäure hervorrufen, vor allem dann, wenn auch die Vorstufen nicht ausreichend in der Nahrung vorhanden sind.
Ein Cystein-Mangel kann zu Immunschwäche und zu Atemwegserkrankungen führen. Weitere Zeichen sind spröde Haare, empfindliche, leicht verletzliche Haut und morsche Zeh- und Fingernägel.
Als Akut-Intervention verordnet der Arzt Präparate mit L-Cystein oder mit N-Acetylcystein. Langfristig sollte die Ernährung mehr Protein enthalten.
L-Cystein-Überschuss
Auch eine Ernährung mit stark Cytein-haltigen Lebensmitteln kann kaum zu einer schädlichen Akkumulation der Aminosäure führen.
Eine zu hoch dosierte Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln, wie sie besonders bei Kraftsportlern vorkommen kann, hat akute oder chronische Beschwerden zur Folge (Hypercysteinnämie).
Dazu gehören Abgeschlagenheit, Übelkeit und Kreislaufbeschwerden sowie reduzierte Insulin-Sensitivität und ein Mangel an einigen Spurenelementen.
Die Bildung von Blasen- und Nierensteinen bei Hypercysteinnämie resuliert aus der Reaktion zweier Cystein-Moleküle zum Dipeptid Cystin. Dabei entsteht eine Disulfidbrücke durch Oxidation. Cystin im Übermaß kristallisiert in den Nieren aus, daneben kommt es auch zu Ablagerungen in den Augen und den Knochen.
Das Leitsymptom dieser Störungen ist die Cystinurie, bei der die Konzentration von Cystin im Urin erhöht ist. Ursache dabei ist meistens eine genetische bedingte Erkrankung der Nieren, die neben anderen Aminosäuren auch Cystin nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden können.
Spezielle Funktionen von L-Cystein
Cystein können alle Zellen des menschlichen Körpers, vor allem aber die Leberzellen, mit zwei weiteren Aminosäuren das Speicherpeptid Glutathion (GSH) herstellen.
(vgl. Binet L. & Wellers G.: The presumed role of glutathion in the transport of free cysteine towards the tissue proteins; J Physiol 1955; S. 100-101).
Aber Glutathion speichert nicht nur enorme Mengen des Cysteins, sondern spielt darüber hinaus eine entscheidende Rolle bei der Entgiftung schädlicher Stoffe, da es stabile Komplexe mit diesen bildet, die dann über die Niere ausgeschieden werden können.
Außerdem fängt Glutathion freie Sauerstoff-Radikale, indem es selber Elektronen abgibt. Auf diese Weise schützt das Cystein-haltige Peptid die Zellbestandteile vor einer schädlichen Oxidierung. Dies beugt dem Absterben der Zellen und damit dem Alterungsprozess vor. Im Tierversuch konnte eine Verlängerung des Lebens durch Glutathion-Gaben erzielt werden. Neuesten Studien zufolge schützt das Tripeptid möglicherweise auch vor Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose.
(vgl. Bonnefoy M. et al: Antioxidants to slow aging, facts and perspectives; Presse Med. 2002; S. 1174-1184).
Glutathion ist außerdem wichtiger Bestandteil des Immunsystems und spielt dort vor allem bei Entzündungsreaktionen der weißen Blutkörperchen eine entscheidende Rolle. Bei Cystein-Mangel kann es daher zur Immun-Schwäche und zur verstärkten Infekt-Anfälligkeit kommen.
Cystein ist Ausgangsstoff für die organische Säure Taurin, die für die Entwicklung des Nervensystems und der Herzfunktion, aber auch für die Funktion der Sehzellen im Auge wichtig ist. Taurin verhindert außerdem die Bildung von Gallensteinen und regt die Fettverbrennung an, indem es mit der Gallensäure reagiert. Im gesamten Körper wirkt Taurin darüber hinaus als Osmoregulator, was bedeutet, dass es den Flüssigkeitseinstrom in die Zelle steuert. Auf diese Weise sorgt Taurin dafür, dass die Zelle nicht durch einen zu hohen Innendruck geschädigt wird.
(Huxtable, R.: Taurine 2 – basic and clinical aspects Vol. 403; Springer-Verlag 1996; 676 Seiten).
Gleichzeitig ist Cystein – in Zusammenarbeit mit Vitamin B5 – an der Bildung lebensnotwendiger Fettsäuren beteiligt, die wichtige Bestandteile der Zellmembranen sind.
Medizinische Anwendungen von L-Cystein
Strukturproteine, beispielsweise im Bindegewebe und in den Haaren, erhalten durch Cystein ihre Festigkeit. Die Aminosäure wird deswegen therapeutisch genutzt, um das Wachstum von Haaren und Nägeln zu fördern und das Bindegewebe zu festigen.
Die Konsistenz des Keratins in Hautanhangsgebilden sowie des Kollagens im Bindegewebes resultiert daraus, dass zwei Cystein-Reste zwischen ihren Schwefelatomen eine Verknüpfung (Disulfidbrücke) herstellen. Auf diese Weise liegen die Aminosäuren der Eiweiße nicht in einer lockeren Reihe hintereinander, sondern bilden eine für das jeweilige Protein typische dreidimensionale Anordnung.
Die Schwefelgruppen im Cystein können auch Komplex-Verbindungen mit Schwermetallen bilden, die in dieser Form über die Nieren ausgeschieden werden. Neben dem Leberschutz ist dies ein wichtiger Aspekt, wie die Aminosäure zur Entgiftung beitragen kann.
Zahlreiche Erkrankungen erfordern daher eine verstärkte Aufnahme von Cystein, auch in Form von Supplementen. Dazu zählen Beschwerden, die auf toxischen Belastungen durch Ernährung und Umwelt beruhen, aber auch Autoimmunkrankheiten und Krebs.
Nicht nur Glutathion, sondern auch Cystein macht aggressive Radikale unschädlich. Weil auch harte Strahlung (Röntgen-Emission, Radionuklide) radikalische Moleküle generiert, wird Cystein als Mittel gegen Strahlenverseuchung eingesetzt. Der dabei aktive Faktor ist die Schwefel-Wasserstoff-Gruppe im Molekül.
Daneben dient Cystein als schleimlösendes Medikament bei Lungen- und Atemwegserkrankungen. Gegeben wird die Aminosäure bei diesen Indikationen als N-Acetyl-Cystein. Darüber hinaus schützt Cystein die Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes vor toxischen Verbindungen und aggressiven Medikamenten.
Cystein kann auch Osteoporose-Patienten helfen, bei denen Mediziner einen zu niedrigen Cystein-Spiegel nachweisen konnten. Die Aminosäure hemmt die Aktivität der Osteoklasten, die Knochensubstanz resorbieren und so eigentlich den Erneuerungs-Prozess des Skelett-Apparates unterstützen. Bei Osteoporose wirkt sich dies jedoch fatal aus.
(Baines et al, 2007: The Association between cysteine, bone turnover, an low bone mass; Calcif Tissu Int.)
Da die Aminosäure allerdings in sehr hohen Konzentrationen die Wirkung von Insulin hemmt, sollten Diabetiker spezielle Cystein-Präparate nur unter ärztlicher Aufsicht einnehmen.
Der natürliche Cystein-Gehalt verschiedener Lebensmitteln hingegen ist auch bei Zuckerkrankheit absolut ungefährlich. Cystein wird in unterschiedlichen Arzneimitteln und – aufgrund seiner positiven Wirkung auf Haut, Haar und Bindegewebe – in Kosmetikartikeln eingesetzt.
L-Cystein als Lebensmittelzusatzstoff
L-Cystein ist mit der Kennnummer E 920 als lebensmittelchemischer Zusatzstoff ohne Höchstgrenze zugelassen. In Fertigteigmischungen für Brot und Kuchen soll die Aminosäure die Luftbläschen halten und die Konsistenz luftiger machen.
Der Teig soll sich durch Cystein-Zusätze auch länger frisch bleiben. Daneben wird die Aminosäure als Geschmacksverstärker für industrielle Lebensmittel verwendet, die Zwiebeln und Knoblauch enthalten. Auch Fleisch-Aroma kann mit Cystein künstlich angehoben werden.
L-Cystein einnehmen
Zur Förderung von Haar- und Nagelwachstum und die körperliche Entgiftung sind Cystein-Präparate in Form von Kapseln und Shakes erhältlich. Dabei empfehlen Hersteller Dosierungen von 300 mg täglich bei Heranwachsenden bis 14 Jahren und 600 mg für Erwachsene. Bei Einhaltung dieser Mengenangaben sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Überdosierungen machen sich durch Übelkeit, Durchfall, Erbrechen und körperliche Schwäche bemerkbar.
Die Nahrungsergänzungsmittel sollen daher mit Mengenangaben versehen sein. Das ist bei Produkten, die auf dem deutschen Markt im Fachhandel erhältlich sind, immer der Fall. Die durch Qualität-Sicherung renommierter Hersteller ist auch die gesetzlich geforderte Reinheit gewährleistet. Vorsichtig sein sollte man bei Billig-Angeboten ohne eindeutige Herkunftsbezeichnung.
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Beitragsbild: 123rf.com – Vladimir-Soldatov
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 4.4.2022 überarbeitet und ergänzt.