Was ist 5-HTP?
5-HTP wird (unter der Hand) als Stimmungsaufheller und Schlafmittel beworben und als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben. Studien sollen noch zahlreiche andere somatische und psychische Wirkungen belegen. Hingegen können sehr gefährliche Nebenwirkungen auftreten: Wer 5-HTP mit Antidepressiva oder Alkohol kombiniert, riskiert sogar sein Leben.
Bei 5-HTP handelt es sich um eine sogenannte nicht-proteinogene (nicht eiweißbildende) Aminosäure.
Die Verbindung gehört zwar z5-HTP (L-5-Hyur Alpha-L-Klasse wie die 20 „kanonischen“ Aminosäuren der Eiweiße, wird aber vom Organismus aber nicht in Peptid- oder Proteinketten eingebaut.
5-HTP ist “nur” ein Zwischenschritt, um die essenzielle Aminosäure Tryptophan in Serotonin umzuwandeln. Serotonin wirkt als Neurotransmitter und kann in das „Schlafhormon“ Melatonin transformiert werden.
Vorkommen und Gewinnung
Relativ hohe Mengen von 5-HTP kommen in Bananen vor. Die afrikanische Schwarzbohne bzw. deren Samen sind aber noch reichhaltiger. Deshalb wird bei der kommerziellen Gewinnung der Substanz auf diesen Samen zurückgegriffen. Bis zu den 1980er Jahren hatte die Substanz eine gewisse Bedeutung bei der medikamentösen Behandlung von Depressionen.
Weg mit 5-HTP, her mit den Antidepressiva
Als Ende der 1980er Jahre die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) auf dem Markt eingeführt wurden, bedeutete dies quasi das Ende von 5-HTP. Nur wenige Jahre später wurden alle Arzneimittel, die 5-Hydroxytryptophan enthielten, wegen Sicherheitsbedenken vom Markt genommen.
Angesichts der Nebenwirkungsrate der “neueren” Antidepressiva eigentlich ein Witz erster Klasse. Ich denke: 5-HTP ist nicht patentierbar und daher kaum lukrativ. Wenn man sich dagegen den Milliarden-Markt der (patentierten) Psychopharmaka ansieht, dann ist einem das klarer.
Nebenwirkungen
Eine Einschränkung muss ich natürlich machen. Die Einnahme zu großer Mengen 5-Hydroxytryptophan kann erhebliche Nebenwirkungen zeitigen. Hier geht es um Überdosierungen im Bereich von hunderten Milligramm bis zu über einem Gramm täglich über vielen Wochen hinweg.
Die verträgliche Dosis beträgt bei Daueranwendung maximal 80 mg/Tag. Die Sicherheitsbedenken zu 5-HTP mögen daher rühren, dass eine Einnahme die Synthese von Tryptophan zu 5-HTP umgeht. Dies kann insofern problematisch werden, da die Umwandlung von Tryptophan in 5-Hydroxytryptophan die eigentliche „Geschwindigkeitskontrolle“ beim Serotoninsyntheseweg darstellt.
Die Umwandlung von Tryptophan zu 5-Hydroxytryptophan vollzieht sich relativ langsam, während die weitere Synthese von 5-Hydroxytryptophan zu Serotonin signifikant rascher verläuft. Damit bedeutet die Umgehung des ersten Syntheseschritts eine deutlich schnellere Serotoninanflutung. 5-Hydroxytryptophan erhöht den Serotonin-Spiegel also viel schneller als Tryptophan.
Resultat kann das Serotonin-Syndrom sein, bei dem es zu Krämpfen, kognitiven Störungen, Herzrhythmus-Störungen, Schwindel, Bluthochdruck u.v.m. kommt. Diese Wirkung wird noch verstärkt bzw. schneller herbeigeführt, wenn eine gleichzeitige Gabe von Arzneimitteln erfolgt, die den Abbau von Serotonin hemmen (MAO-Hemmer).
Wer die Antidepressiva mit 5-Hydroxytryptophan kombiniert und dann noch Alkohol trinkt, riskiert sein Leben. Die Substanz ist also nicht ganz “ohne”.
Die Dauereinnahme von 5-Hydroxytryptophan in Überdosierungen führt auch zu langfristigen Schäden. Dazu gehören Fibrosen der inneren Schichten der rechten Herzseite.
Im Zuge dieser Veränderungen entsteht dort verstärkt Bindegewebe, wodurch verschiedene Herzerkrankungen wie Herzschwäche und Angina pectoris entstehen. Die Schäden treten nur in diesem Bereich des Körpers auf, weil der zu hohe Serotonin-Spiegel nur im Blutstrom zwischen Leber, Herz und Lunge vorherrscht. In den Lungen wird Serotonin metabolisiert.
In vielen Fällen soll 5-Hydroxytryptophan zum Eosinophilie-Myalgie-Syndrom (EMS) geführt haben. EMS ist unter anderem gekennzeichnet durch Muskel- und Gelenkschmerzen, Ödeme, Herz-Rhythmus-Störungen, pulmonalem Bluhochdruck, und Hautreizungen. Die Patienten sind stark geschwächt und leiden unter Luftnot.
Wenn sehr hohe Dosierungen von 5-Hydroxytryptophan eingenommen werden sollen, muss gleichzeitig die Umwandlung zu Serotonin außerhalb des Gehirns verhindert werden. Dies geschieht medikamentös mit dem Enzym-Hemmer PDI (Aromatische-L-Aminosäure-Decarboxylase-Inhibitor).
So kann 5-Hydroxytryptophan ins Zentral-Nerven-System gelangen und erst dort nach der Abwandlung zu Serotonin seine Wirkung entfalten. Freilich sind die PDIs wegen ihrer Nebenwirkungen auch nicht unbedenklich. Überdies ist die erwünschte Wirkung auch nicht sicher nachgewiesen.
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Positive Wirkungen
Es werden 5-HTP und L-Tryptophan beruhigende, stimmungsaufhellende und sogar gewichtsreduzierende Effekte nachgesagt. Falls diese Wirkungen auftreten sollten, wäre das eine direkte Konsequenz der Umwandlung zu Serotonin, von dem diese Effekte bekannt sind. 5-Hydroxytryptophan hat eine relativ gute Bioverfügbarkeit, die bei bis zu 85 Prozent liegt.
Da es keine signifikanten biochemischen Wirksamkeit von 5-Hydroxytryptophan gibt, außer der, ein Zwischenprodukt für die Serotoninsynthese zu sein, wird es nahezu vollständig zu Serotonin umgewandelt.
Das über die Nahrung oder Nahrungsergänzungsmittel aufgenommene 5-Hydroxytryptophan wird in der Leber verstoffwechselt und in Form von Serotonin ins Blut abgegeben. Ein Teil überwindet die Blut-Hirn-Schranke und dient dort der Serotoninsynthese.
Studien zu 5-HTP
Als ich diesen Artikel im Jahr 2009 erstellte, fand ich in der Wissenschaftsdatenbank PubMed gerade einmal 61 Veröffentlichungen zu 5-Hydroxytryptophan über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren, was ich erstaunlich wenig finde für so eine wirkungsvolle Substanz.
Die meisten dieser Untersuchungen waren Tiermodelle oder in vitro Untersuchungen. Es ist verwunderlich, dass eine Substanz als Medikament zum Einsatz gekommen ist, von der es so gut wie keine Dokumentationen bzw. klinische Studien zu geben schien.
In einer Meta-Studie über 108 verschiedene Arbeiten zur antidepressiven Wirkung von Tryptophan und 5-HTP kam Dr. Kelly Shaw zu einem ernüchternden Ergebnis. Nach Meinung des Mediziners waren die wissenschaftlichen Untersuchungen bis auf 2 Studien methodologisch ungenügend. Insgesamt wurden daher bis zum Zeitpunkt der Literatur-Sichtung nur 64 Patienten nach veritablen Kriterien erfasst (https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1046/j.1440-1614.2002.01046.x?journalCode=ianp20).
Seit 2009 hat sich aber einiges getan, besonders bei der Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu 5-Hydroxytryptophan. Im Folgenden gebe ich einen Überblick über die relevantesten Veröffentlichungen zu dieser Substanz aus den letzten 7 Jahren:
5-HTP gegen Liebeskummer
Diese Studie aus Italien hat einen wirklich originellen Charakter. Denn sie untersucht die Wirksamkeit von 5-HTP auf „Liebeskummer“: An open-label trial of L-5-hydroxytryptophan in subjects with romantic stress.
Die Autoren berichten hier, dass diese Studie die Wirksamkeit von 5-HTP bei nicht depressiven jungen Teilnehmern mit, „einem hohen Maß an romantischen Stress“ untersucht. Idee für diese Studie war die Überlegung, dass Neurotrophine und Serotonin mit dem Gefühl emotionaler Verbundenheit in Verbindung gebracht worden sind.
Daher untersuchten die Autoren nach entsprechenden Transmittern in Abhängigkeit vom Schweregrad des Liebeskummers der Teilnehmer.
Diese Teilnehmer waren 15 gesunde Probanden (11 Frauen und 4 Männer mit einem durchschnittlichen Alter von 23,3 Jahren), die unlängst emotionalen Stress durch Partnerschaftsprobleme oder die Beendigung einer Partnerschaft durchlaufen hatten.
Die Probanden wurden über den Zeitraum von 6 Wochen mit 5-HTP in Form von zweimal täglich 60 Milligramm Griffonia simplicifolia Extrakt behandelt. Dies entspricht einer täglichen Aufnahme an 5-HTP von 25,6 Milligramm. Die Teilnehmer wurden zu Beginn der Studie, nach 3 Wochen und am Ende der Studie untersucht. Dabei wurden die Konzentrationen von Serotonin und Wachstumsfaktor BNDF ermittelt.
Für die Beurteilung der Wirksamkeit beantworteten die Teilnehmer einen Fragebogen (Seiffge-Krenke’s Problem Questionnaire).
Resultate: Die Autoren beobachteten eine signifikante Verbesserung der emotional bedingten Stresspunkte in der 3. Woche. Weitere Veränderungen bis zur 6. Woche dagegen konnten die Autoren nicht beobachten. Nach 6 Wochen zeigten die Teilnehmer eine signifikante Zunahme von Serotonin und BDNF im Vergleich zum Studienbeginn.
Die Autoren schlossen daraus, dass die direkte Einflussnahme auf das Serotonin produzierende System eine therapeutische Möglichkeit darstellt, psychologischen Druck und Leiden, die mit unbeantworteter Liebe verbunden sind, zu behandeln.
Nikotin-Entwöhnung
Es gibt erste Hinweise, dass 5-HTP bei Entzugserscheinungen günstige Effekte anzubieten hat: 5-Hydroxytryptophan attenuates somatic signs of nicotine withdrawal.
Diese amerikanische Studie zeigte an Ratten, die unter einem Nikotin-Entzug litten, dass durch eine Injektion von 5-HTP die Entzugssymptome, wie Zähneklappern, Zittern und Nagen, bei den Tieren gemildert werden konnten. Die Autoren sehen den Grund hierfür in der vermehrten Synthese von Serotonin.
Heroin-Entzug
Ein Jahr später dann eine weitere Studie, die interessante Ergebnisse beim Heroinentzug gezeigt hatte: Neurotransmitter-precursor-supplement intervention for detoxified heroin addicts.
In dieser Studie wurde 5-HTP zusammen mit Tyrosin, Lecithin und Glutamin zur Kontrolle von Entzugserscheinungen bei heroinabhängigen Probanden eingesetzt.
Insgesamt nahmen 83 abhängige Patienten eines Entziehungscenters in Wuhan an der Studie teil. In der Behandlungsgruppe erhielten 41 Patienten die oben beschriebene Kombination.
42 Patienten erhielten als Kontrollgruppe ein entsprechendes Placebo. Im Folgenden wurden täglich über den Verlauf der Studie Schlafqualität und Entzugssymptome beobachtet und protokolliert.
Der Gemütsstatus wurde vor Studienbeginn und nach Studienabschluss erhoben.
Resultate: Schlafstörungen und Entzugssymptome zeigten sich im Verlauf der Beobachtungszeit als signifikant vermindert in der Behandlungsgruppe. In der Kontrollgruppe zeigten sich keine nennenswerten Veränderungen.
Die Beobachtungsgruppe zeigte die signifikanteren Veränderungen bei Unruhe, Depressionen und Niedergeschlagenheit, Wut und Aggressionen, Fatigue und allgemeinen Gemütsstörungen. Zudem zeigte sich eine Erhöhung von Vitalität und Aktivitäten am 6. Tag der Behandlung im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Die Autoren schlossen daraus, dass die Gabe von 5-HTP eine effektive Methode ist, um Entzugssymptome und Gemütsstörungen signifikant zu mildern. Von daher empfehlen sie die Gabe von 5-HTP bei einem Heroinentzug.
Diät, Übergewicht, Fressattacken
Übergewichtige leiden. Nicht nur unter ihrem Gewicht, sondern z.B. auch unter Fressattacken und den ganzen Diäten.
Die folgende Studie und deren Ergebnisse sind erst einmal mit Vorsicht zu genießen:
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22142813, “Relationship between the absorption of 5-hydroxytryptophan from an integrated diet, by means of Griffonia simplicifolia extract, and the effect on satiety in overweight females after oral spray administration.”
Diese Arbeit wurde mit 20 gesunden, aber übergewichtigen Frauen durchgeführt. 10 Teilnehmerinnen erhielten Griffonia Extrakt als „5-HTP-Lieferant“.
Die anderen 10 Frauen erhielten ein entsprechendes Placebo. Die Beobachtungszeit betrug 4 Wochen, in der alle Teilnehmer eine individuell angepasste Reduktionsdiät über sich ergehen lassen mussten.
Das Ziel der Studie war, die Effektivität einer einen Monat erfolgenden täglichen Gabe von 5-HTP zu beurteilen. Zu diesem Zweck wurde der Serotonin-Metabolit „5-Hydroxyindolylessigsäure“ im Harn der Teilnehmerinnen gemessen.
Weitere sekundäre Zielpunkte waren die Messung von Appetit, Körperzusammensetzung und Häufigkeit und Ausmaß von überproportional hoher Nahrungszufuhr (binge eating).
Resultate: Die Verumgruppe zeigte einen signifikanten Anstieg des Serotonin-Metabolits. Bei den anderen Zielpunkten zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen Verum- und Placebogruppe bei BMI, Dicke der Haut am Hüftknochen, Armumfang und Hüftumfang. Alle anderen Parameter unterschieden sich nicht zwischen den beiden Gruppen.
Die Autoren schlossen daraus, dass die Gabe von 5-HTP über ein orales Spray gut resorbiert wird und zu therapeutisch relevanten Konzentrationen führt. Die anderen Parameter geben Aufschluss darüber, dass neben der durchgeführten Reduktionsdiät die Gabe von 5-HTP das Gefühl von Sättigung und eine Abnahme des BMI zusätzlich unterstützen kann.
Meine Anmerkung: Man lesen genau – “unterstützen kann”. Trotz des hohen Leidensdrucks vieler Diät-Geplagter, halte ich 5-HTP für KEIN Abnehmmittel.
Allergien
5-HTP bei Allergien? Da staunte ich auch erst einmal.
Es gibt da eine Studie, die von klinischen Arbeiten berichtet, die einen Zusammenhang zwischen Allergien und allergischem Asthma auf der einen Seite und einem erhöhten Vorkommen von Unruhe und Depressionen auf der anderen Seite sehen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22842218
Unruhe und Depressionen können durch die Gabe von 5-HTP verbessert werden, das scheint recht gesichert zu sein. Dabei bleibt aber noch unklar, ob 5-HTP auch in der Lage ist, allergisch bedingte Entzündungsreaktionen günstig zu beeinflussen?
Die Autoren untersuchten auch die Fähigkeit von 5-HTP zur Eindämmung des Übertritts von Leukozyten durch die Endothel-Barriere, in dem es die Zellfunktion des Endothels beeinflusst.
Teilnehmer dieser Studie waren Mäuse, die mit 5-HTP, Ovalbumin, Milbenstaub-Extrakt oder Interleukin 4 versorgt wurden. Die Tiere wurden anschließend auf allergische Entzündungen in der Lunge und andere allergisch bedingte Veränderungen der Atemwege untersucht.
Resultate: 5-HTP reduzierte die allergisch bedingte Entzündung der Atemwege zwischen 70 und 90 Prozent und reduzierte die durch Antigene induzierte Überempfindlichkeit der Atemwege, ohne dabei das Körpergewicht, das Blutbild, Zytokine oder Chemokine zu verändern.
Weiter zeigte sich, dass 5-HTP die Barrierefunktion des Endothels unterstützt und somit der Übertritt von Leukozyten unterbrochen wird.
Die Autoren empfehlen deshalb, 5-HTP als eine mögliche zusätzliche Form der Therapie von Allergien und allergischem Asthma weiter zu untersuchen.
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Dopamin und Serotonin unter 5-HTP
Da gibt es eine Studie: Effects of oral 5-hydroxytryptophan on a standardized planning task: insight into possible dopamine/serotonin interactions in the forebrain.
Diese amerikanische Arbeit ging der Frage nach, ob eine Zufuhr von 5-HTP zu einer überhöhten Produktion von Serotonin in Dopamin produzierenden Neuronen führen kann, was zu einer Drosselung der lokalen Dopamin-Produktion führen kann.
Um diese Hypothese zu testen, ließen die Autoren von 68 Studenten und Studentinnen einen Test für Planung und kontrolliertes Handeln durchführen (Turm von London).
Jeder Teilnehmer erhielt dazu 150 Milligramm 5-HTP in Kapseln oder ein entsprechendes Placebo und führten dann nach einer festgesetzten Resorptionszeit für die Substanz den Test durch.
Resultate: 5-HTP verlängerte signifikant die durchschnittliche Zeit, die für die Durchführung der insgesamt 10 Tests benötigt wurde. Auf der anderen Seite zeigte 5-HTP keinen Einfluss auf die Genauigkeit der auszuführenden Aufgaben.
Die Autoren schlossen, dass oral verabreichtes 5-HTP die dopaminerzeugende Funktion im menschlichen Vorderhirn beeinträchtigt.
Entgiftung: Cytochrome P450-Aktivität
In dieser an Ratten durchgeführten Studie konnte gezeigt werden, dass die Gabe von 5-HTP zu einer Mengen- und Konzentrationsabnahme von Cytochrom P450 führt.
Dieses Cytochrom ist ein Protein mit enzymatischer Aktivität, das in allen Organen vorkommt, in besonders hohen Konzentrationen in der Leber.
Dieses Protein und seine Untergruppen sind zuständig für die Metabolisierung wasserunlöslicher Stoffe. Eine große Zahl von Medikamenten wird über dieses Cytochrom metabolisiert und ausgeschieden. Man kann es also dem Mechanismus der Entgiftung zuschreiben.
Die Autoren schlossen aus diesen Beobachtungen, dass das Serotonin produzierende System des Gehirns in der Lage ist, eine negative Regulation von Leber-Cytochrom P450 durchzuführen.
Die Autoren schlagen weiter eine mögliche Regulation dieses Systems durch den Einsatz von Medikamenten wie Antidepressiva vor.
Mein Fazit: Anstatt hier den Einsatz von Antidepressiva zu forcieren, sehe ich hier erst einmal die Notwendigkeit abzuklären, ob der Einsatz von 5-HTP nicht möglicherweise Interaktionen mit Substanzen hat, die über das Cytochrom P450 metabolisiert werden. Denn eine Senkung der Aktivität des Cytochroms würde eine Dosisanpassung dieser Medikamente, beziehungsweise Substanzen, erforderlich machen, um Überdosierung und damit vermehrte Nebenwirkungen zu vermeiden.
Reizdarm und Colitis ulcerosa
Da muss man auch erst einmal drauf kommen dies zu untersuchen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4806203/
Diese Arbeit versuchte die unterschiedliche Empfindlichkeit der Darmschleimhaut zwischen Patienten mit Reizdarmsyndrom und Patienten mit Colitis ulcerosa zu beschreiben und in einen Zusammenhang mit der 5-Hydroxytryptophan-Signalkaskade zu setzen.
Dazu wurden von entsprechenden Patienten Blutproben genommen und untersucht. Es wurden Biopsien aus dem Dickdarm entnommen, um die Anzahl der HTP-Rezeptoren zu ermitteln.
Resultate: Bauchschmerzen oder ähnliche Beschwerden, Häufigkeit von Stuhlgang, in Kombination mit anderen gastrointestinalen Symptomen, waren bei beiden Patientengruppen deutlich höher als in einer Kontrollgruppe.
Ein Vergleich der beiden Patientengruppen dagegen zeigte keine signifikanten Unterschiede. Beide Gruppen zeigten auch eine gesenkte Schmerzgrenze, sowie eine erhöhte Bereitschaft für Stuhlgang.
Beide Formen der Erkrankungen scheinen auf einer Veränderung (Erhöhung) der Empfindlichkeit der Darmschleimhaut zu beruhen, bei der Serotonin-Rezeptoren eine Rolle zu spielen scheinen.
Unterschiede zwischen Patienten mit Reizdarmsyndrom und Colitis ulcerosa in der Überempfindlichkeit der Darmschleimhäute scheint auf einer unterschiedlich hohen Rezeptorendichte für Serotonin zu beruhen.
Da bei allen Proben die Konzentrationen für 5-HTP, Serotonin und die Aktivitäten der 5-HTP-Synthese in der Darmschleimhaut signifikant erhöht waren, bleibt hier zu fragen, ob bei diesen Patienten die Gabe von 5-HTP möglicherweise kontraproduktiv ist.
Eine weitere Frage bleibt unbeantwortet: Warum scheint es unterschiedlich viele Serotonin-Rezeptoren zwischen Reizdarmsyndrom und Colitis zu geben? Ist dieses Phänomen Ursache für die Erkrankung und deren Differenzierung in Reizdarmsyndrom und Colitis oder handelt es sich hier um Veränderungen, die durch die jeweilige Erkrankung erzeugt werden?
Ich finde diese Studie insofern interessant, da ich nicht auf die Idee gekommen wäre, so einen (möglichen) direkten Zusammenhang zu vermuten. Aus meiner Sicht gibt es bereits hinreichende Möglichkeiten die Colitis ulcerosa, als auch ein Reizdarmsyndrom naturheilkundlich zu behandeln. Zum Reizdarm habe ich bereits zahlreiche Naturheilverfahren analysiert, die sich als sehr brauchbar erwiesen haben. Diese habe ich in meinem Buch: Die biologische Reizdarmtherapie zusammengefasst.
Prämenstruelles Syndrom
Eine Studie zeigte an einem relativ kleinen Kollektiv von Frauen mit PMD (Premenstrual dysphoric disorder), einer schweren Form des prämenstruellen Syndroms (12 Frauen) gegenüber einer Kontrollgruppe (8 Frauen), dass bei diesem Syndrom ein 5-HTP-Mangel in definierten Bereichen des Gehirns (präfrontaler Kortex – ein Bereich, der Gedächtnis und Emotionen verarbeitet) vorzuliegen scheint, der dann für eine prämenstruelle Reizbarkeit verantwortlich ist (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27617751).
Die Autoren bemerken, dass die Zahl der untersuchten Probanden für eine abschließende Bewertung zu gering ist und daher weiterführende Untersuchung in dieser Richtung notwendig werden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Gabe von 5-HTP bei diesem Syndrom positive Auswirkungen haben könnte.
Ich denke, dass beim PMS Syndrom erst einmal andere naturheilkundliche Therapien zum Zuge kommen sollten, bevor man auf eine Substanz wie 5-HTP ausweicht. Mehr dazu in meinem Beitrag: PMS – Das prämenstruelle Syndrom.
Depressionen
Und zum Schluss natürlich das, worauf sicher einige Leser gewartet haben: 5-HTP bei Depressionen.
Eine Studie von Dr. Pöldinger aus dem Jahr 1991 bescheinigt 5-HTP eine hervorragende Wirkung gegen Depressionen: A funcional-dimensional approach to depression: serotonin deficiency as a target syndrome in a comapison of 5-hydroxytryptophan and fluvoxamine.
In der Arbeit verglich Pöldinger die Wirkung von 5-HTP mit dem Antidepressivum Fluvoxamine. Das Medikament gehört zur Gruppe der SSRIs. Die Studien-Teilnehmer beider Gruppen wurden über 6 Wochen auf die Symptome von Depressionen hin untersucht. Grundlage dafür war der Hamilton-Score, ein standardisierter Test mit Fragen zur Stimmungslage, Angstwahrnehmung, Suizid-Gedanken und Schuldgefühlen sowie Schlafverhalten. Als weiteres Kriterium dient die Prüfung auf einen möglichen Gewichtsverlust hin.
Dr. Pöldinger stellte im Rahmen seiner Studie fest, dass 5-HTP eine vergleichbar antidepressive Wirkung hat wie Fluvoxamine, ohne gravierende Nebenwirkungen zu zeitigen. Freilich erstreckte sich die Studie nur über einen relativ kurzen Zeitraum.
Nach einer neuen Studie von 2016 muss diese plakative Aussage allerdings relativiert werden: Adjunctive 5-Hydroxytryptophan Slow-Release for Treatment-Resistant Depression: Clinical and Preclinical Rationale.
Eine Form der Behandlung von Depressionen ist, Serotonin-Transporthemmer einzusetzen, die den Abbau/Abtransport von Serotonin verhindern.
Die Praxis jedoch zeigt, dass nur ein Drittel der Patienten auf diese Transporthemmer adäquat anspricht. Überhaupt scheint das Problem von therapieresistenten Depressionen ein größeres Problem zu sein, wofür es bislang noch keine wirkliche Lösung gibt.
Die Autoren jedoch bemerken, dass eine Erhöhung von Serotonin über das Maß hinaus, wozu die Serotonin-Transporthemmer in der Lage sind, zu einer Lösung dieses Problems zu führen scheint.
Die Gabe von 5-HTP ist in der Lage, diese Konzentrationen an Serotonin aufzubauen. Allerdings würde für einen dauerhaften Effekt eine modifizierte Form von 5-HTP als Medikament notwendig werden, bei der die Abgabe der Substanz in verzögerter Form erfolgt, um so dauerhaft ausreichende Plasmaspiegel aufrecht zu erhalten.
Wenn dies erreicht ist, dann sehen die Autoren in 5-HTP eine wichtige Therapieform zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen.
5-HTP einnehmen
Die Hersteller von Kapseln mit 5-HTP empfehlen die Einnahme von 50 bis 200 mg täglich. Dabei soll mit einer niedrigen Dosierung begonnen werden, die dann zum Maximal-Wert zu steigern ist.
Wer Medikamente einnimmt und zusätzlich 5-HTP anwenden möchte, sollte dies auf jeden Fall mit dem Arzt besprechen. Nicht empfehlenswert ist 5-HTP bei Hypertonie, Diabetes und Erkrankungen der Leber oder Nieren. Schwangere und stillende Mütter sollten die Präparate ebenfalls nicht anwenden.
Überdosierungen sollten auf jeden Fall vermieden werden. Für zahlreiche Beschwerden (die ich auch so in der Studienlage wiederfand), gibt es meines Erachtens natürlichere und sicherere Mittel als 5-HTP.
Die Studienlage zu den geradezu fantastischen Wirkungen ist wackelig bis widersprüchlich. Die Substanz ist meines Erachtens “nicht ohne”, sodass ich nur bei entsprechenden Indikationen darauf setzen würde.
Wer 5-HTP ausprobieren möchte, sollte Präparate aus dem vertrauenswürdigen Segment des Online-Handels oder in Apotheken oder Drogerien einkaufen. Dann sind zumindest die Reinheits-Kriterien nach EU-Standards gewährleistet.
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Beitragsbild: 123rf.com – ralwel
Dieser Beitrag wurde letztmalig 3.4.2022 überarbeitet und ergänzt.