Zeoflorin – viel heiße Luft in der Kapsel?

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Nahrungsergänzungsmittel gibt es wie Sand am Meer und regelmäßig werden neue Produkte zum Verkauf angeboten, die noch besser und noch wirksamer sind als alle Vorgänger. „Zeoflorin“ heißt ein weiteres Stück im Regal und ist ein Produkt der Nahrungsergänzungsmittelindustrie, das ein paar bemerkenswerte Besonderheiten auf sich vereint.

Zum einen besteht die Webseite nur aus einer einzigen Seite mit eingebautem Link für einen Info-Folder im PDF-Format, den man sich runter laden muss. Hier erfahren wir, dass das Produkt sich mit unserem Darm beschäftigt. Es beuge dort Osteoporose vor, weil die Calcium-Aufnahme sich verbessere, außerdem entgiftet es, verbessert die Abwehr, bringt die Selbstheilung in Wallung usw. (Stand: November 2011)

Was aber sind die Inhaltsstoffe dieses Produktes, dass solch tollen Dinge vollbringen kann? Auf der Webseite gibt es keine Informationen dazu, denn außer einer abgebildeten Dose mit dem Handelsnamen und der Aufschrift „Probiotikum“ ist nichts weiter zu sehen.

DAS Probiotikum ist es also? Um welches handelt es sich dabei denn so genau? Keine Antwort auf dem Webseitchen. Aber vielleicht gibt ja die Info-Broschüre mehr Informationen her?!

Ich habe mir also die Broschüre heruntergeladen und begebe mich darin auf die Suche nach der Antwort auf die Frage: Was ist denn jetzt genau in der Dose drin? In der Broschüre werde ich zunächst wieder mit den eben skizzierten Wirksamkeiten des Produkts konfrontiert.

Also nichts Neues zunächst. Nur eins ist neu: Das Produkt bildet „wertvolle Milchsäure“, die anaerobe Fäulnisprozesse verhindert und die Verdauungsprozesse verbessert. Dann hätten wir es hier also mit einem Lactobacillus zu tun. Aber mit welchem?

Auf Seite 7 (von 12) endlich springt die Katze aus dem Sack: Es sind „wertvolle Milchsäurestämme“ (schon wieder wertvoll), die „in einem einzigartigen Verfahren in natürliche Faserstoffe eingebettet“ werden. Damit kann die böse Magensäure den lieben Milchsäurebakterien nichts Böses anhaben. Jedoch, da die meisten probiotischen Produkte mit natürlicher Galenik gegen die Magensäure mit einem deftigen Aufpreis daher kommen, wäre ich mal am Preis für das Döschen interessiert. Aber hier werde ich gar nicht fündig.

Soll das heißen, das Zeugs gibt’s umsonst? Oder ist der Preis so astronomisch, dass man den potentiellen Käufer nicht vor Ort und sofort damit verscheuchen will? Und warum packt man den „Wirkstoff“ in eine Magensäure-resistente Galenik, wenn es vollkommen ausreicht, das Präparat eine halbe Stunde vor dem Essen, also auf nüchternen Magen, einzunehmen?

Selbst wenn man Probiotika mit dem oder nach dem Essen zu sich nimmt, hat man einen ungefähren Wirkverlust von nur 10 bis 15 Prozent. Dies hängt damit zusammen, dass die meisten Probiotika Säure sehr gut vertragen können. Sie sind zwar in einem sauren Milieu nicht aktiv, können aber hier überleben.

Wenn sie dann „betäubt“ in den basischen Teil des Dünndarms gelangen, dann befinden sie sich in dem Milieu, wo sie ihre Aktivitäten entfalten können. Eine säureresistente Galenik ist eine Verpackung, die die Kosten, nicht aber unbedingt den Nutzen für den Benutzer erhöht.

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Wir gehen in die Tiefe – und finden: Nichts?

Und weiter geht die Suche nach Informationen zur Frage: Um welche Lactobacillusstämme oder -stamm handelt es sich in der Kapsel oder ist es eine Tablette?

Aber auch hier wird der geneigte Leser irgendwie im Stich gelassen. Dafür erfahren wir einiges über die allgemeinen Nutzen von Probiotika, die aber auch in jedem anderen „Waschzettel“ von anderen Produkten ähnlicher Natur und deren Webseiten beschrieben sind. Danach kommt auch die Wissenschaft zu Wort und eine Beschreibung der Resorptionsvorgänge im Darm auf 200 m², einschließlich der Tatsache, dass Milliarden von Bakterien an den Vorgängen beteiligt sind etc. Aber auch hier erfahren wir nicht wirklich viel Neues über die Probiotika und deren Pathophysiologie.

Zum Schluss erfahren wir noch, wie man das Präparat am besten einnehmen sollte. Die Broschüre empfiehlt: „2 x täglich – morgens und abends 1/2 Stunde vor den Mahlzeiten – eine Kapsel mit reichlich Wasser (mindestens 1 großes Glas) einnehmen. Falls Medikamente eingenommen werden sollte Zeoflorin mind. 1 Stunde vor- bzw. danach geschluckt werden.“ Diese Empfehlung machte mich allerdings stutzig.

Nachdem ich drei- bis viermal gestutzt hatte, kam ich zu dem Schluss, dass die „natürlichen Faserstoffe“, die die schützenswerten und „wertvollen“ Milchsäurebakterien vor der Magensäure bewahren sollten, anscheinend zu nichts nütze sind. Denn, wie eingangs besprochen, reicht eine halbstündige Einnahme vor dem Essen vollkommen aus, um den Schutzeffekt zu gewährleisten, auch ohne Magensäure-resistente Galenik.

Warum dann also eine teure Galenik, wenn man trotzdem das Präparat nicht so einnehmen kann, wie es einem selber passt – nach dem Essen, zwischendurch, während des Essens usw.? Kann es sein, dass die Galenikdoch ein Marketinggag ist, der einen noch unbekannten exorbitanten Preis rechtfertigen will?

Gibt es denn wenigstens Studien?

Eine Suche nach wissenschaftlicher Literatur, die sich auf die Wirksamkeit des Präparats bezieht, blieb ebenfalls ergebnislos. Immerhin wird auf der einzigen (einzigartigen?) Seite der Webseite behauptet, dass das Präparat in der Lage ist, Osteoporose zu verhindern, weil es die Calcium-Resorption ankurbelt.

Abgesehen davon, dass Osteoporose nicht notwendigerweise auf Calciummangel beruhen muss, gibt es für das Präparat keine wissenschaftlichen Daten, die den aufgestellten Anspruch unterstützen. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen kann ich hier schon feststellen, dass das Gleiche auch für die anderen Statements gilt.

Eine Suche im Web unter dem Handelsnamen ergab nur 486 Treffer, die meisten auf ungarischen Webseiten. Aber das hier verhandelte „Zeoflorin“ schien mit dem probiotischen Präparat, von dem wir sprechen, nichts zu tun zu haben.

Hier handelte es sich sehr wahrscheinlich um ein Düngemittel, wie man der bildlichen Darstellung des ungarischen „Zeoflorin“ entnehmen konnte (es sei, probiotische Präparate kommen jetzt im Sack auf den Markt) . Zeoflorin-Probiotikum wird nur unter zeoflorin.at verhandelt – und nur da (Achtung: alles Stand 2011!).

Fazit

Die Informationen über Zeoflorin sind so allgemein gehalten, dass man sich wundert, warum hier eine Art Geheimnis aus dem Präparat gemacht wird. Es gibt keine Mengenangaben, keine Angaben über die Art der Stämme, die im Präparat Verwendung finden, keine Preise; es gibt keine wissenschaftliche Literatur zu den gesundheitsfördernden Ansprüchen des Präparats etc. Das kann natürlich der „Neuheit“ geschuldet sein.

Für mich sieht das Ganze im Moment nach einem „me too“ (auf deutsch: „ich auch!“) Präparat aus. Da die Informationen derartig dürftig sind, kann der Leser noch nicht einmal fundiert beurteilen, ob das Präparat etwas taugt oder nicht.

Aktualisierung 7.12.2011:

Eine Produktprobe liegt mir inzwischen vor. Auch ein Leser dieses Beitrags (Sven, Kommentar 1) hinterließ die Zutaten. Laut Inhaltsangabe des Produkts sieht dies folgendermaßen aus:

Zutaten:
Gerstentreber, Inulin, Oligofructose, Malzextrakt(Gerstentreber, Maismehl), Vitamin C (L-Ascorbinsäure), Apfelsaftkonzentrat,
Kapselmaterial: Hydroxypropylmethylcellulose, angereichert mit probiotischen Kulturen: Lactobacillus hilgardii, Lactobacillus paracasei, Lactobacillus casei, Lactobacillus rhamnosus.

In zwei Kapseln sind enthalten: 180mg Zeolith (siehe hierzu meinen Beitrag über Klinoptilolith), Inulin 94,74mg, Vitamin C 47,37mg.

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Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

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