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Lubricin: Das körpereigene Schmiermittel, das Ihre Gelenke schützt und vor Arthrose bewahren könnte

Informationen aus der Naturheilpraxis René Gräber

René Gräber
René Gräber

Stellen Sie sich vor, Ihre Gelenke könnten sich ein Leben lang reibungslos bewegen – ohne Schmerzen, ohne Entzündungen. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Genau diese Rolle übernimmt Lubricin, ein faszinierendes Protein, das als natürliches Schmiermittel in Ihren Gelenken wirkt. Studien zeigen, dass Lubricin nicht nur Gelenkverschleiß verhindern, sondern auch bei der Behandlung von Arthrose helfen könnte. Doch warum haben Sie möglicherweise noch nie von diesem lebenswichtigen Stoff gehört? Die Wissenschaft steckt voller überraschender Erkenntnisse, die Sie unbedingt kennen sollten.

Die Sache mit den Gelenken

Bevor wir mit dem Lubricin anfanagen ein paar Worte zu Gelenkbeschwerden. Denn dazu hatte ich bereits mehrfach geschrieben. Zwei der bekanntesten Probleme sind die Arthritis und die Arthrose [1][2]:

Arthritis – Naturheilkunde und Alternative Medizin

Arthrose: Der Gelenkverschleiß

Die Schulmedizin weiß über diese Erkrankungen zu berichten, dass Gelenkerkrankungen in Deutschland die häufigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates sind. Denn fast jeder zweite ab 45 Jahren hat Gelenkschmerzen.

Zu den üblichen Behandlungsmaßnahmen zählen Schmerzmedikamente (was sonst!?), Gewichtsreduktion bei Übergewicht (eigentlich ein Lacher), Krankengymnastik, Knorpelaufbautherapie, Akupunktur, Massagen etc. Wenn es um die Prophylaxe geht, dann sehen die Vorschläge schon etwas magerer aus. Hier werden „schonende und regelmäßige Bewegungen, wie Radfahren, Schwimmen und Spaziergänge, Dehnübungen am Arbeitsplatz, gesundes Körpergewicht, keine schweren Lasten tragen“ etc. empfohlen. Manchmal auch noch das Fitnessstudio.

Wenig bekannt und damit überhaupt nicht beachtet sind zwei körpereigene Substanzen, die bei der Gesundheit der Gelenke eine zentrale Rolle zu spielen scheinen. Es handelt sich hier um Lubricin und Irisin.

Lassen Sie uns zunächst auf das Lubricin schauen:

Was ist Lubricin?

Lubricin oder Proteoglycan 4 ist ein Proteoglycan, welches für die Gelenke als eine Art „Schmiermittel“ fungiert. Proteoglycane sind stark glykosylierte Glykoproteine, also Moleküle, bestehend aus einem Protein und mehreren Kohlehydratgruppen. Dabei macht der Anteil der Kohlehydrate in diesem Komplex bis zu 95 % aus. Diese Verbindung von Kohlehydratgruppen mit Proteinen führt dazu, dass diese Moleküle eine hohe Stabilität aufweisen, also eine Eigenschaft haben, die für die Funktion als „Schmiermittel“ für die Gelenke unerlässlich ist.

Lubricin ist anwesend in der Synovialflüssigkeit und auf der Oberfläche der Gelenkknorpel und garantiert somit das wortwörtlich reibungslose Aneinandergleiten der Gelenke. Lubricin gehört zur Familie der Mucine, die der Hauptbestandteil von „Schleim“ sind, und viele Eigenschaften der Mucine beinhaltet.

Lubricin findet man nicht nur in den Gelenken bzw. Gelenkflüssigkeiten, sondern auch im Gewebe von zum Beispiel Meniskus, Sehnen, Lunge, Herz, Leber, Knochen, Muskulatur und Haut. Es kann auch im menschlichen Plasma nachgewiesen werden. Hier besteht die Funktion weniger in der Aufgabe als Geleitmittel, sondern hat eine Aufgabe als Vermittler von Interaktionen von benachbarten Zellen.

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Was sagt die Wissenschaft?

Eine Arbeit aus dem Jahr 2011 untersuchte in einem Tiermodell den Einsatz von Lubricin bei Arthrose [3].

Lubricin: a novel potential biotherapeutic approaches for the treatment of osteoarthritis – PubMed

Die Autoren fanden heraus, dass es Unterschiede zu geben scheint bei der Produktion von Lubricin, was auf genetische Ursachen zurückgeführt werden kann. D.h., dass es Menschen gibt, die mehr, andere aber weniger Lubricin produzieren können. Und es heißt auch, dass die Fähigkeit mit zunehmendem Alter, die Produktion aufrechtzuerhalten, ebenfalls abnehmen kann, was dann eine mögliche Erklärung wäre, warum Gelenkerkrankungen mit zunehmendem Alter häufiger werden.

Danach beziehen die Autoren sich auf bereits veröffentlichte Studien, die gezeigt hätten, dass die externe Gabe von Lubricin im Tiermodell eine Degeneration der Gelenke verhindern konnte.

Eine Arbeit von 2014 beschreibt die biologischen Aspekte von Lubricin [4].

The biology of lubricin: near frictionless joint motion – PubMed

Die Zusammenfassung der Arbeit beginnt mit einer sehr guten Beschreibung der Funktion von Lubricin:

Lubricin ist ein oberflächenaktives, schleimiges Glykoprotein, das im Synovialgelenk ausgeschieden wird und eine wichtige Rolle für die Integrität des Knorpels spielt. In gesunden Gelenken beschichten Lubricin-Moleküle die Knorpeloberfläche, sorgen für eine Grenzschmierung und verhindern das Anhaften von Zellen und Proteinen.

Weiter stellen die Autoren fest, dass aufgrund von einschlägigen Studien festgehalten werden kann, dass Lubricin der Hauptwirkstoff ist, der die Knorpelzellen schützt und die Integrität der Oberflächenstruktur in den Gelenken aufrecht erhält. Auch hier beziehen sich die Autoren auf Tierstudien, wenn sie den Erfolg eines Einsatzes von Lubricin bei Patienten mit Lubricin-Mangel im Zusammenhang mit Gelenkschäden oder Autoimmunarthritis hypothetisieren.

Eine Arbeit aus dem Jahr 2021 diskutiert eine möglicherweise praktische Anwendung von Lubricin bei Implantaten [5].

Lubricin as a tool for controlling adhesion in vivo and ex vivo – PubMed

Die Zusammenfassung beschreibt das Problem der Verschleißerscheinungen bei Gelenk-Implantaten, die auf den gleichen Mechanismen beruhen, die auch die ursprünglichen Gelenke zerstört haben. Also überlegen sich die Autoren, den Implantaten eine Beschichtung zukommen zu lassen, die die Eigenschaften von Lubricin hat und damit die Implantate vor Abnutzung schützt. Infrage kommen hier, laut Aussagen der Autoren, synthetische Polymere, die die Eigenschaften von Lubricin besitzen. Inwieweit hier schon praktische Erfahrungen gemacht werden konnten, geht aus dem Beitrag nicht hervor.

Eine türkische Studie aus dem Jahr 2021 untersuchte Serum-Lubricin-Spiegel bei Patienten mit juveniler idiopathischer Arthritis (JIA) [6].

Serum lubricin levels in patients with juvenile idiopathic arthritis – PubMed

An der Studie nahmen Kinder mit einem Durchschnittsalter von rund zwölf Jahren teil. Die JIA-Gruppe mit insgesamt 52 Teilnehmern wurde unterteilt in Patienten mit aktiver Erkrankung und Patienten auf dem Weg der Besserung. Als Kontrolle diente eine Gruppe von 28 gesunden Kindern.

Es wurden Blutproben entnommen und die Konzentrationen von Lubricin im Serum bestimmt. Es zeigte sich, dass die Lubricin-Konzentrationen zwischen JIA-Gruppe und Kontrollgruppe sich kaum unterschieden. Die Konzentrationen waren in der JIA-Gruppe nur leicht erhöht. Allerdings bei JIA-Patienten in der aktiven Phase waren die Konzentrationen signifikant erhöht im Vergleich zu JIA-Patienten in der Genesung und zur Kontrollgruppe.

Die Autoren kommen zu folgender Feststellung:

Dies ist die erste Studie, die den Serum-Lubricin-Spiegel bei JIA-Patienten untersucht, und wir fanden erhöhte Serum-Lubricin-Spiegel bei JIA-Patienten mit aktiver Erkrankung. Weitere Studien sind erforderlich, um unsere Ergebnisse zu klären.

Da es sich bei JIA um eine Autoimmunerkrankung handelt, scheint Lubricin bei der Entstehung der Erkrankung nur eine untergeordnete oder möglicherweise überhaupt keine Rolle zu spielen. Bei dieser Erkrankung stehen die Gelenkentzündungen im Vordergrund, die aber mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf fehlendes Lubricin zurückzuführen sind. Die erhöhten Werte könnte man folgendermaßen erklären: der Organismus versucht die Prozesse in den Gelenken durch eine vermehrte Produktion von Lubricin zu beherrschen. Darauf deutet hin, dass akute Schübe mit erhöhten Lubricin-Konzentrationen verbunden sind. Dagegen JIA-Patienten in der Genesungsphase zeigen vergleichbare Lubricin-Konzentrationen mit der gesunden Kontrollgruppe. Lubricin wäre also hier eine Art Biomarker bei der Diagnose von JIA für die Erkankung selbst und die Frage, ob der Patient sich in einer Akutphase befindet.

Eine italienische Arbeit aus dem Jahr 2023 betrachtet die Rolle von Lubricin, Irisin und körperliche Betätigung in der Prävention und Behandlung von Arthrose [7].

The Role of Lubricin, Irisin and Exercise in the Prevention and Treatment of Osteoarthritis – PMC

Die Autoren stellen hier fest, dass körperliche Bewegung als ein integraler Bestandteil der Behandlung der Arthrose gehandhabt wird. Warum dies funktioniert, so die Autoren, ist nicht bekannt.

Des weiteren erklären die Autoren, dass Lubricin und Irisin wichtige Komponenten sind, um die Integrität der Gelenkoberflächen aufrechtzuerhalten. Die Produktion von Lubricin erhöht sich mit der Häufigkeit der Bewegungen der Gelenke. In gesunden Gelenken überzieht Lubricin die Knorpeloberflächen mit einem Netz von Molekülen und verhindert zudem die an Haftung von Proteinen und Zellen an diese Oberflächen. Patienten mit Verletzungen, entzündungsbedingter Arthritis oder einem genetisch bedingten Lubricin-Mangel entwickeln mit hoher Wahrscheinlichkeit Gelenkerkrankungen.

Eine weitere wichtige Information aus diesem Beitrag würde eine Frage meinerseits erklären, die ich im Zusammenhang mit der Studienlandschaft zu Lubricin (und Irisin) stellen würde: warum gibt es keine klinischen Studien, wo Lubricin/Irisin gegen Placebo zum Einsatz kommt und wo man schaut, wie eine Behandlung mit diesen Substanzen bei entsprechenden Patienten wirkt?

Die Antwort, die hier gegeben wird, lautet, dass Lubricin und Irisin erst neulich entdeckt wurden. Ich bin mir darüber nicht vollkommen im Klaren, denn ich hatte weiter oben bereits arbeiten von vor zehn Jahren zu Lubricin entdeckt, die bereits zur damaligen Zeit ein sehr deutliches Verständnis von Lubricin und seinen Aufgaben hatten.

Aber vielleicht gilt diese Aussage mehr für Irisin, welches ich mir im folgenden Beitrag näher angesehen habe: Irisin: Der geheimnisvolle Muskel-Botenstoff und seine Rolle bei Fettabbau, Knochenstärkung und Herzgesundheit

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:

Quellen: 

[1] Arthritis – Naturheilkunde und Alternative Medizin [2] Arthrose: Der Gelenkverschleiß [3] Lubricin: a novel potential biotherapeutic approaches for the treatment of osteoarthritis – PubMed [4] The biology of lubricin: near frictionless joint motion – PubMed [5] Lubricin as a tool for controlling adhesion in vivo and ex vivo – PubMed [6] Serum lubricin levels in patients with juvenile idiopathic arthritis – PubMed [7] The Role of Lubricin, Irisin and Exercise in the Prevention and Treatment of Osteoarthritis – PMC

Beitragsbild: 123rf.com – Puwadol-Jaturawutthichai

Der Beitrag wurde am 15.10.2024 erstellt.

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