Serum-A – Eine kritische Hinterfragung

Es gibt ein neues Produkt für Bodybuilder und solche, die es werden wollen: Serum-A. Eine entsprechende Veröffentlichung von „Fakten“ zu dem Produkt gibt es auf verschiedenen Webseiten und Presseportalen.

Wenn etwas „Neues“ propagiert wird, hat dies natürlich meine Aufmerksamkeit. Und dies führt uns zur Frage: Was bietet uns dieses Serum-A eigentlich?

Im Wesentlichen besteht das Produkt aus einem Mix aus verschiedenen Aminosäuren. Seine Besonderheit soll aber darin bestehen, dass dies eine neue „Aminosäure-Generation“ darstellen soll. Ferner soll es zu 99 Prozent resorbiert werden und innerhalb des „anabolen Fensters“ für den Muskelaufbau zur Verfügung stehen.

Leider scheinen es manche Pressemeldungen und Produktbeschreibungen nicht besonders genau mit der Terminologie zu halten.

In der englischsprachigen Literatur, besonders in der Bodybuilder-Szene, wird von einem „metabolic window“ gesprochen. In der Physiologie sind Resorptionsfenster bekannt, d.h. Bereiche im Gastrointestinaltrakt, die verschieden stark und schnell verschiedene Nährstoffe resorbieren. Dies hat aber mit den „anabolen Fenstern“ nichts zu tun, sondern man kann annehmen, dass hier die „metabolic windows“ gemeint sind.

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Im weiteren Verlauf der Lektüre dieser Broschüre tauchen dann immer mehr Kuriositäten auf: Man spricht von „Bipeptiden“. Die gibt es so nicht, denn die heißen bei den Wissenschaftlern „Dipeptide“. Das mögen nur sprachliche Unzulänglichkeiten sein. Aber die Definition von Bi- oder Dipeptiden als „kleinste Form der Aminosäuren“ ist schlichtweg falsch.

Dipeptide sind die kleinste Form der Eiweiße. Im weiteren Verlauf der Darstellung werden jedoch munter Bipeptide und Aminosäuren synonym verwendet. Auch wird nicht, wie behauptet, Glykogen in die Muskeln aufgenommen. Das, was aufgenommen wird, ist Glukose, das in der Leber und zu einem kleinen Teil in den Muskeln zu Glykogen aufgebaut wird. Glykogen ist der körpereigene Glukosespeicher, der Glukose freisetzt bei Belastungs- und Stresssituationen.

Die Broschüre zeigt Hochglanzgrafiken mit eindrucksvollen Kurvenverläufen von Serum-A und Nahrungsergänzungsmitteln im Vergleich bezüglich Resorption, Verfügbarkeit etc. zugunsten von Serum-A. Es fehlt indes jegliche Angabe wissenschaftlicher Quellen, die diese grafisch dargestellten Ergebnisse stützen könnten. Dies kann man aber von einer Veröffentlichung, die sich betont wissenschaftlich gibt, durchaus erwarten.

Für den mehr wissenschaftlich Kundigen nimmt die Namensgebung einen eher bedrohlichen Charakter an, denn es gibt ein „Serum Amyloid A“ Peptid, das ein Entzündungsmarker in der Akutphase von rheumatischer Arthritis, Atherosklerose und Amyloidose darstellt und diese Erkrankungen provoziert.

Könnte es also sein, dass Serum-A auch etwas provoziert, was mit Muskelaufbau nichts zu tun hat?

Sehr wahrscheinlich kommt es nicht so weit, handelt es sich hier um ein einfaches Aminosäurenprodukt.

Die Frage ist: Was ist dann wirklich neu hier?

Kann es sein, dass die umwerfende Neuigkeit darin besteht, dass jetzt Marketing durch (pseudo)wissenschaftliche Argumente realisiert wird?

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René Gräber

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10 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Hallo Herr Gräber,
    vielen Dank für diesen Blog-Eintrag, ich kann Ihnen in allen Punkten nur 1000% zustimmen

  2. Avatar

    Sehr geehrter Herr Gräber,

    Ich habe schon von einem ähnlichen Produkt gehört es heißt MAP was soviel bedeutet wie Master Amino Acid Pattern, es soll ebenfalls eine NNU Kapazität von 99% haben. Entwickelt wurde es von einem Prof. Dr. Lucà-Moretti aus Italien und hergestellt wird es von Degussa. Sie finden Informationen auf optimale-aminosäuren Vielleicht können sie ja was damit anfangen, auch mich würde interessieren ob da was dran ist.

    Ron

    Antwort Rene Gräber:

    Hallo Ron,
    ich versuche mir das mal anzuschauen. Im Moment komme ich nicht wirklich dazu, aber ich setze es mal auf meine „Recherche-Liste“ 😉
    Viele Grüße,
    René

  3. Avatar

    Danke das ist sehr nett

  4. Avatar

    Danke für die Infos.
    Serum-A , A steht für Albumin, aus Blut gewonnen ?
    Zumal sind die Anteile der essentiellen AS zu niedrig, wenn so viele AS vorhanden sind warum denn nicht L-Arginin ? Komisch, dass L-Carnitin in so geringen mengen vorkommt, ist überhaupt nicht nötig.
    Die MAP alias ProShape von Prof. Dr. Lucà-Moretti stützt sich da eher auf wissenschaftlich nachvollziehbare Fakten.

    Ich vermisse ein Präparat, dass essentielle AS, Omega3,6,9 (1:2:1), CLA : „Isomeren cis-9-trans-11 und trans-10-cis-12“, notwendigen Vitamine und Mineralstoffe enthält.

    Viele Grüße, Han

  5. Avatar

    …kritisch Hinterfragt? Der Text mach eher den Eindruck eines Prangers. Derart auf Übersetzungsfehler herumzureiten und die armen Leser mit pseudo wissenschaftlichem Halbwissen aus dem Biobuch zu verwirren ist schon etwas arm. Bipeptide ist übrigens die englische Bezeichnung für Dipeptide, dass weiß jeder Biotechnologe im 2. Semester. Ich hätte mich sehr über eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Produkt gefreut, anstatt sich an Begrifflichkeiten festzuhalten. Herzliche Grüße!

  6. Avatar

    Hallo Easy,
    Take it easy, but take it! Gehen Sie doch mal zu PubMed http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed?term=bipeptide. Als Ergebnis wird dann Folgendes ausgespuckt: „Did you mean: dipeptide (25580 items)“ plus 7 direkte Ergebnisse, wo meist nicht englische Autoren Sprachsalat ala „easy“ fabriziert haben. Ich habe auch noch kein Lexikon gefunden, dass diese Übersetzung anbietet. Alle übersetzen den Begriff mit „dipeptide“. Übersetzungsfehler im 2. Semester? Ich hätte mich sehr über eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Artikel gefreut, anstatt sich an falschen Übersetzungen festzuhalten und die auch noch zur Grundlage der Kritik zu machen.

  7. Avatar

    freepatentsonline.com/5225532.html

    …einfach mal einen Blick auf den Titel werfen.

  8. Avatar

    Noch ein Gegenbeweis:

    de.dict.md/uebersetzung/YHA-HA+bipeptide

  9. Avatar
    René Gräber

    9. März 2012 um 11:43

    Eine interessante Frage das mit den Di-und Bipeptiden. Eine abschließende „richtig“ oder „falsch“ Beurteilung will ich auch gar nicht vornehmen.

    Zum Beitrag selbst: Ich sehe mir bei Produkten immer zunächst die Inhaltsstoffe an, sowie die Unterlagen dazu. Wenn diese für mich nicht stimmig sind, überzeugt mich das nicht per se.

    Und dies erlaube ich mir in Blogbeiträgen zu schreiben. Vorteil: diese können diskutiert werden.

    In diesem Sinn freue ich mich auf weitere wertige Beiträge zu Serum-A.

  10. Avatar

    Hi Bipeptide alias Easy

    Ja, da gibt es Leute, auch Amerikaner, die das Wort Bi- benutzen. Aber die stehen auf einsamer Flur… siehe PubMed. Von fast 26000 Artikel benutzen nur 7 Bi-, das ist statistisch unsignifikant, weil falsch. Bei der englischen Version von Wikipedia gibt es keinen Artikel zu Bi-, dafür aber einen für Di-: http://en.wikipedia.org/wiki/Dipeptide. Dass es englischsprachige Zeitgenossen gibt, die Bi- benutzen, beeindruckt mich überhaupt nicht. Ich lese immer wieder von denen solche Sachen: „They were able to rescue there (richtig wäre „their“) children in time“. Ich habe in den Staaten eine Ausbildung zum Medical Transcriptionist gemacht. Da hat man sehr viel mit medizinischem Englisch zu tun – und seinen Blüten. Auch hier sind die Amerikaner Weltmeister. In meinen medizinischen „word books“ für MTs gibt es auch kein Bi-, nur Di-.

    Aber mal was anderes. Es ist interessant, dass Sie hier auf dem Bi- rumreiten. Ist dies der einzige lasche Beweis, dass der Artikel „Pseudowissen“ verbreitet? Das ist für mich genauso dünn wie die 7 Bipeptide von 25580 Dipeptiden und ein unbekanntes deutsches Online-Lexikon.

    Da erhebt sich eine weitere Frage: Haben Sie auch Quellen gefunden, die beweisen, dass die Bipeptide die kleinste Form der Aminosäuren sind? So was nenne ich mal „pseudowissenschaftliches Halbwissen“ aus dem Marketingbuch. Und die Dipeptide sind auch nicht deren kleinste Form…

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