Neues zum Vitamin D

Mitte März 2022 erschien bei „GreenMedInfo“[1] eine interessante Besprechung einer neuen Arbeit zum Vitamin D, die Ende Januar 2022 im „British Medical Journal“[2] veröffentlicht worden war. Es ging hier um die Frage, inwiefern Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren in der Lage sind, die Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen zu verhindern und/oder zu senken.

Die durchgeführte Arbeit war eine Studie unter Vorgabe des „goldenen Standards“ für die Durchführung von derartigen Studien: Randomisiert, doppelblind und Placebo kontrolliert. Eine wohltuende Abwechslung zu den inzwischen üblich gewordenen Metaanalysen, bei denen man eine voreingenommene Durchführung der Autoren nie ganz ausschließen kann.

Vitamin D und eine neue Harvard-Studie

Die erwähnte Studie kommt aus Harvard unter Beteiligung weiterer Universitäten. Sie läuft unter der Bezeichnung „VITAL“.

Sie kam zu dem Ergebnis, dass bei älteren Erwachsenen mit einer täglichen Aufnahme von Vitamin D von 2000 Einheiten über den Zeitraum von fünf Jahren die Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen um 22 % gesenkt wird. Statistische Signifikanz p = 0,05 oder statistisch signifikant.

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Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren zeigte hier eine Senkung von 15 %, die allerdings keine statistische Signifikanz beinhaltete.

Die fünf Jahre dauernde Studie involvierte die beeindruckende Zahl von über 12.700 Männern über 50 Jahre und über 13.000 Frauen über 55 Jahre. Laut dem „British Medical Journal“ handelt es sich hier um eine Studie mit hoher klinischer Wichtigkeit, da mit der Gabe von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren nicht-toxische Substanzen/Supplemente zum Einsatz kamen, die gut verträglich sind.

Außerdem gibt es bislang überhaupt keine effektiven Behandlungen, die in der Lage wären, das Auftreten von Autoimmunerkrankungen zu reduzieren.

Weiter erfahren wir, dass laut Schätzungen der amerikanischen Gesundheitsbehörden rund 23,5 Millionen Amerikaner, also mehr als 7 % der amerikanischen Bevölkerung, an einer Autoimmunerkrankung leiden. Tendenz steigend …

Der Beitrag erklärt dann weiter die Prävalenz des Vitamin-D-Mangels in den USA am Beispiel der Studienteilnehmer.

Hier hatten 13 % der Teilnehmer zu Beginn der Studie einen Vitamin-D-Spiegel von unter 20 ng/mL. Rund 45 % hatten einen Spiegel von unter 30 ng/mL. Eine differenzierte Angabe zu den restlichen 42 % in Bezug auf deren Vitamin-D-Spiegel gibt es leider nicht.

Bei einer Untergruppe von 1644 Teilnehmern wurde ein Jahr lang im Verlauf dieser Studie regelmäßig der Vitamin-D-Spiegel bestimmt. Zusammengefasst zeigten diese Teilnehmer bei einer täglichen Einnahme von 2000 Einheiten eine Steigerung des Vitamin-D-Spiegels um 40 % auf 41,8 ng/mL. Die Teilnehmer, die als Kontrolle Sojabohnenöl bekommen hatten, verblieben auf deren Ursprungswert von 30,7 ng/mL.

Vitamin D Buch von Rene Gräber

Die drei „D“ für Vitamin D (und andere Nährstoffe) für die Beurteilung:

Erstes D – Dosierung

Die Frage: Wie viel des Nährstoffs kommt im Blut und im Gewebe an (Bioverfügbarkeit). Bei geringer Bioverfügbarkeit kann es keine therapeutische Wirkung geben.

Der Beitrag bringt hier eine interessante Tabelle, die allerdings etwas erklärungsbedürftig ist:

Auf der linken Seite der Tabelle, grün eingerahmt, gibt es die offiziellen Empfehlungen für die tägliche Zufuhr von Vitamin D, die je nach Alterskategorie zwischen 400-800 Einheiten pro Tag liegt.

Demgegenüber steht, blau eingerahmt, die Empfehlung von Vitamin-D-Experten, die mit 2000-4000 Einheiten pro Tag im Durchschnitt das Fünffache der offiziellen Empfehlungen empfehlen.

Auf der rechten Seite, rot eingerahmt, wird nachgeschaut, was die Vitamin-D-Experten selbst für sich in Sachen Vitamin-D-Einnahme tun. Ein Professor ist hier von der Analyse ausgeschlossen worden, da er 200.000 Einheiten täglich einnimmt. Anscheinend liegt bei ihm eine Autoimmunerkrankung vor, die er mit diesen hohen Dosen zu behandeln versucht.

Das Resultat: 29 Experten nehmen mehr als 10.000 Einheiten pro Tag. Im Durchschnitt nimmt jeder Experte 5157 Einheiten pro Tag zu sich. Damit liegen sie leicht über den eigenen Empfehlungen von 2000-4000 Einheiten.

Im Anhang der Tabelle (hier nicht mit eingeblendet) erfahren die Leser, dass ein konstanter Vitamin-D-Spiegel zwischen 40-60 ng/mL mit einem geringeren Risiko für Autoimmunerkrankungen, Atemwegserkrankungen und „anderen Erkrankungen“ verbunden ist. Vitamin-D-Spiegel bis zu 100 ng/mL gelten im Allgemeinen bei einer gleichzeitigen adäquaten Versorgung mit Vitamin K2 als sicher.

Zweites D – Dauer

Hier muss die Frage gestellt werden, für wie lange ausreichend hohen Dosen eingenommen wurden. Vitamin D hat ausgesprochen umfassende epigenetische Effekte, die über 3000 Gene beeinflussen. Man vermutet, dass ca. 3-4 % des gesamten menschlichen Genoms durch Vitamin D beeinflusst wird. Selbige sind besonders bei der fetalen Entwicklung von zentraler Bedeutung.

Die Halbwertszeit der aktiven Form von Vitamin D, Calcitriol, liegt bei vier Stunden. Die Halbwertszeit der Speicherform, Calcidiol, liegt bei 2-3 Wochen.

Das Einsetzen der Wirksamkeit auf die physiologischen Vorgänge durch Vitamin D, die über die durch das Vitamin/Hormon aktivierten Gene und der daraus resultierenden Produktion von Proteinen erfolgt, dauert in der Regel deutlich länger.

Wenn alle notwendigen Nährstoffe ausreichend vorhanden sind, dann erst ist der Zellenmetabolismus in der Lage, seine Produktion von „Überlebensproteinen“ auf eine Produktion von zusätzlichen Proteinen auszuweiten, die Bruce Ames „Langlebigkeitsproteine“[3] nannte.

Hierbei handelt es sich um Proteine, die dem Organismus den „Luxus“ verleihen, Proteine zu produzieren, die ihn gegen mögliche zukünftige Schädigungen zu schützen vermögen.

Bis diese spezielle Kategorie von Proteinen synthetisiert werden kann, braucht es einiges an Zeit und vor allem ausreichend hohe Konzentrationen über einen ausreichend langen Zeitraum bei der Zufuhr von Vitamin D.

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Drittes D – Dynamische Wechselwirkungen

Hier stellt sich die Frage nach „Kofaktoren“, die die Wirksamkeit von Vitamin D unterstützen (oder hemmen). Hier gibt es einige wichtige bis unverzichtbare Interaktionen mit verschiedenen Substanzen. Eine davon ist das Magnesium, welches bei acht Schritten im Vitamin-D-Metabolismus eine zentrale Rolle spielt. Ich hatte hier einige Beiträge zu diesem Thema veröffentlicht:

Erhöhte Konzentrationen von Glutathion und Cystein sind sogar in der Lage, die Produktion von Vitamin D zu erhöhen, ohne dass eine Aufnahme durch Nahrungsmittel oder Sonnenlicht erfolgt.

Vitamin C und Zink helfen ebenfalls bei der Wirksamkeit von Vitamin D.

Vitamin K2 ist insofern von Wichtigkeit, da dieses Vitamin Calcium so mobilisiert, dass es nicht in den Arterien abgelagert wird (erhöhtes Risiko für Arteriosklerose), sondern zu den Knochen transportiert wird und für den Vitamin-D-induzierten Aufbau beziehungsweise Erhalt der Knochensubstanz zur Verfügung steht.

Vitamin D und sein Einfluss auf das Immunsystem

Fast alle Zellen des Körpers haben einen Vitamin-D-Rezeptor. Darm, Knochen, Nieren, Nebenschilddrüsen und die Immunzellen (T-Zellen, B-Zellen, dendritische Zellen und Makrophagen) haben die größte Dichte an Vitamin-D-Rezeptoren.

Leber und Nieren produzieren den größten Teil des aktiven Vitamin D. Allerdings sind aktivierte Immunzellen ebenfalls in der Lage, Calcitriol zu synthetisieren. Voraussetzung hierfür ist jedoch ein ausreichender Bestand an Calcidiol.

Konzentrationen von unter 30 ng/mL dürften hier für die Versorgung des Knochenapparats gerade ausreichend sein. Aber für die Versorgung der Immunzellen bleibt unter solchen Umständen nicht mehr viel übrig.

Und das wiederum ist eine sehr logische und naheliegende Erklärung dafür, dass bei uns im Frühjahr die Infektionserkrankungen zunehmen, da die Vitamin-D-Reserven in der Regel zur Neige gehen und das Immunsystem nicht mehr unterstützt werden kann.

Vitamin D hat wichtige Einflüsse auf eine Reihe von Phasen im angeborenen Immunsystem. Hierzu zählen das zelluläre Immunsystem, Komplement, antimikrobiell wirkende Peptide, Lektine und Immunaspekte unabhängig von der Bildung von Antikörpern. Beim adaptiven Teil des Immunsystems, vor allem bei der Antikörperbildung, spielt Vitamin D ebenfalls eine Rolle:

  • Erhöht die Produktion von Cathelicidin und Defensinen
  • Verringert die Reifung dendritischer Zellen, die Expression von HLA Antigen-präsentierenden Molekülen und die Expression von Co-Stimulationsmolekülen wie CD40, CD80 und CD86
  • Verringert Th1-, Th9- und Th17-Lymphozyten, verringert IL-2, IL-6, IFN-gamma, IL-12, IL-17, IL-23 (meist entzündungsfördernde Faktoren)
  • Steigert die Treg-Produktion und die Produktion des Zytokins IL-10 (Tregs sind regulatorische Immunzellen, die ein Überschießen des Immunsystems verhindern; Il-10 hat entzündungshemmende Eigenschaften)
  • Erhöhte Produktion und Aufrechterhaltung von Immungedächtniszellen
  • Der Gesamteffekt ist eine stärkere angeborene Immunreaktion und eine sicherere adaptive Immunreaktion.

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Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

Dieser Beitrag wurde am 22.03.2022 erstellt.


Quellen:

René Gräber

René Gräber

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Ein Kommentar Kommentar hinzufügen

  1. Avatar
    Hubertus Magnus

    14. Juli 2022 um 10:08

    Hallo Herr Gräber, vielen Dank für Ihre Zusammenstellung dieser umfangreichen Informationen.

    Meine Frage zu Vitamin D: Wieviel ist zuviel?
    Mein letzter Vitamint D-Spiegel wurde mit größer 120ng/ml ermittelt. Der genauen Wert wird ab 120 ng/ml angeblich gar nicht mehr ermittelt. Der Arzt ist vor lauter Besorgnis schier ausgerastet.

    Mir ging und geht es aber gesundheitlich sehr gut. Aber das muss ja nicht unbedingt heißen, dass sich daraus nicht doch gesundheitliche Probleme anbahnen könnten.

    Antwort René Gräber:
    Ich würde den Wert bei höchstens 60 sehen wollen. Bis 150 sehe ich weitgehend unkrtisch — ABER: es kommt auf einige Co-Faktoren an wie Magnesium, K2 usw.
    Ich würde Ihnen raten wollen: kein Vitamin D einnehmen und den Wert auf 80 fallen lassen; aber aus der Ferne ist das schwer zu beantworten.

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